Fütterung des Polyponys

Rassefütterung Polopony

Sprinter besser füttern

Siebeneinhalb Minuten Höchstleistung ist nicht alles, was man von einem Polopony erwartet. 2000 Jahre Zuchtgeschichte, basierend auf Vorfahren aus dem Himalaya, Arabern, Vollblütern und argentinischen Pferden, selektiert auf gutes Fundament und bewiesene Leistungsbereitschaft auf dem Spielfeld, haben diesen besonderen Typus Pferd geprägt. Entstanden sind Sprinter mit wahrhaftigem Sinn für den Wettbewerb.

Poloponys stoppen aus vollem Galopp, können sich drehen und herumschwingen, um in neuer Richtung sofort wieder im Galopp auf Höchstgeschwindigkeit durchzustarten. Travers im scharfen Galopp, dazu Handwechsel in jeder Situation und eine gewisse “Ballsüchtigkeit“ – das wird von einem guten Polopony gefordert.

Bei der Fütterung des Poloponys sind - auch bei aller Besonderheit dieser Rasse -  die Grundsätze einer gesunden Pferdefütterung zu beachten. Gerade in den letzten Jahren haben sich viele Erkenntnisse in der Fütterung von Hoch-
leistungspferden, zu denen das Polopony sicherlich zählt, wissenschaftlich bestätigt. Wer so viel leistet verdient auch  eine besondere Beachtung in der Fütterung. Hafer und Heu alleine genügt schon lange nicht mehr. Sportwissenschaftlichen Er-
kenntnissen zufolge ist die reine Getreidefütterung beim Pferd nicht immer das Rezept für Erfolg.
Der Zusammenhang zwischen hoher Leistungsfähigkeit und einer bedarfsgerechten Ernährung unter Berücksichtigung des Stoffwechsels ist bestätigt.

Die energieliefernden Nährstoffe

Die klassische Pferdeernährung basiert vorwiegend auf der Fütterung von Raufutter (Heu und Stroh), sowie Getreide (traditionell Hafer). Mit der Fütterung von Raufutter, Kleien oder Rübenschnitzeln werden dem Pferd energieliefernde Nährstoffe gefüttert, deren Verdauung hauptsächlich im Dickdarm erfolgt. Diese Art der Energieumsetzung ist weitestgehend ohne Einfluss auf den Insulinhaushalt.
 
Die Fütterung von Getreide hingegen hat andere Ansprüche an den Stoffwechsel. Getreide verfügt über hohe Stärkegehalte (Hafer 45 Prozent, Gerste 60 Prozent, Mais 70 Prozent), die nach der enzymatischen Aufspaltung im Dünndarm als Glucose (Traubenzucker) ins Blut gelangen. Von dort aus kann der nun als Blutzucker bezeichnete Zucker mit Hilfe des Gewebehormons Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, in den Wirkort, z.B. in die Muskulatur gelangen (das ist beim Menschen übrigens genauso). Ebenso insulinabhängig werden zuckerhaltige Futtermittel wie melassierte Rübenschnitzel, Karotten oder Melasse verstoffwechselt.
 
Eine weitere Möglichkeit, Energie zu liefern besteht in der Fütterung von Öl oder Ölfrüchten. Ob Lein- oder Maiskeimöl, Sonnenblumenkerne oder Borretschöl: das Pferd verfügt über eine gewisse Verdauungskapazität, um Öle, bzw. chemisch gesehen Fette, enzymatisch im Dünndarm zu verdauen. Die energetische Wertigkeit eines Kilo Hafers wird durch 360 Milliliter Pflanzenöl ersetzt. So kann mit einer maßvollen Ölfütterung der Eiweiß- und Stärkegehalt der Gesamtfutterration gesenkt werden, was vor allem die Verdauung entlastet. Gleichzeitig liefern Öle oder auch Getreidekeime Energie für die aerobe, also ausdauernde Muskelarbeit. Die Aufnahme der Fettsäuren erhöht den Blutzucker nicht und erfolgt daher unabhängig vom Insulin. Allerdings sollte eine Beifütterung von Öl langsam und 100 Milliliterweise erfolgen. Eine Gesamtölmenge über 500 Milliliter am Tag sollte erfahrungsgemäß langfristig nicht überschritten werden.
 
Eine Verringerung des Anstiegs des Stresshormons Cortisol im Blut des hochbeanspruchten Sportpferdes wird zwar einerseits durch eine stärkereduzierte Kost, aber auch durch eine bedarfsgerechte Zufuhr an stressrelevanten nichtenergieliefernden Nährstoffen (Spurenelemente, Magnesium, Vitamin B12) erreicht. Weniger Stress bedeutet für das Pferd mehr Gelassenheit und eine Schonung des Herzens.

Wenig Stärke für eine gute Verdauung

Auch das Verdauungssystem des Pferdes profitiert von einer stärkereduzierten Fütterung. Auch das Polpony mit seinem relativ hohen Energiebedarf läuft Gefahr, die hohen Stärkemengen herkömmlicher Futtermittel oder aus Getreide nicht vollständig verdauen zu können. Selbst bei optimalem Aufschluss eines Futtermittels hat das Pferd nur begrenzte Möglichkeiten sehr hohe Stärkeanflutungen zu verdauen. Der enzymatische Aufschluss im Dünndarm ist überlastet, so dass unverdaute Stärkeanteile in den Dickdarmbereich gelangen. Es kann zu gefährlichen Fehlgährungen mit Koliken kommen.

Das Multitalent Faser

Der Ersatz von Stärke durch leichtfermentierbare Fasern kommt zudem dem Faserfresser Pferd entgegen. Nicht nur, dass das Pferd durchaus in der Lage ist, mithilfe der Dickdarmflora aus Fasern kurzkettige Fettsäuren zur Einschleusung in den Energiestoffwechsel zu bilden und damit Energie zu gewinnen. Wird die Faser in Form einer Häckselbeimischung mit dem Kraftfutter gegeben, wirkt sich das auch positiv auf die Fressgeschwindigkeit und damit die Magenfüllung aus. Das Futter wird sorgfältiger gekaut und eingespeichelt und sorgt damit für eine optimale Verdauung. Die Faser kann aber noch mehr: Durch die enorme Wasserbindungskapazität (ein Kilogramm Heu bindet circa zweieinhalb Kilogramm Wasser) bildet die Faser-Wasser-Füllung des Dickdarms ein Wasser- und Elektrolytreservoir, auf das das sportlich eingesetzte Pferd in Belastungssituationen zurückgreifen kann und so Austrocknung und Elektrolytverlusten entgegen wirkt. Die mechanische Funktion der Faser ist nicht außer Acht zu lassen: so stabilisiert faserreiches Futter die Darmwindungen und hemmt so die Gefahr der Entstehung von Koliken.

Öl ist nicht gleich Öl

Der Ersatz von Stärke durch Öle bringt weit mehr als nur hochkalorische Energie. Fette, die zum Beispiel die auch aus der Humanernährung bekannten Omega-3-Fettsäuren enthalten, hemmen die Blutgerinnung und erhöhen die Verformbarkeit der roten Blutkörperchen. Dies zeigt sich in einer Verbesserung der Blutfließeigenschaften bzw. Durchblutung der kleinsten Gefäße in den Geweben. Sie sind außerdem ein unentbehrlicher Bestandteil bei der Bildung von neuen Zellen und spielen eine wichtige Rolle im Ablauf von Entzündungen und allergischen Reaktionen durch die Bildung von hormonähnlichen Molekülen mit entzündungshemmender Wirkung, den sogenannten Prostaglandinen. Besonders reich an diesen Omega-3-Fettsäuren ist zum Beispiel Leinöl. Um einen Einfluss auf das empfindliche Gleichgewicht der Dickdarmflora auszuschließen, sollte der maximale Fettanteil der Gesamtkrippenfutterration zehn Prozent aber nicht überschreiten.

Öle brauchen Begleitung

Es genügt auch nicht, die normale Hafer-Heu-Ration durch die Fütterung von Ölen aufzuwerten, da diese zu einem erhöhten Verschleiß von Vitamin E, Vitamin C und Glutathion - einer Aminosäureverbindung aus Glutaminsäure, Cystein und Glycin - führen. Weiterhin benötigt ein erhöhter Fettstoffwechsel höhere Mengen an Selen, ß-Carotin und Cholin, einem Wirkstoff mit vitaminähnlichem Charakter.

Mehr Eiweiß aber in Maßen

Poloponys benötigen wie auch andere Pferde im Leistungssport mehr Eiweiß in der Ernährung als Pferde im Erhaltungsbedarf. Der Grund für einen steigenden Eiweißbedarf arbeitender Pferde ist vielschichtig: natürlich nimmt das Muskelwachstum mit Aufnahme des Trainings zu und erfordert damit eine erhöhte Aminosäurezufuhr. Daneben wird bei höherem Energiebedarf mehr Futter aufgenommen, wodurch der Umsatz des Eiweiß in der Darmwand und damit die Verluste steigen. Um vermehrungsfähig zu bleiben, benötigen außerdem die Dickdarmbakterien ein bestimmtes Energie-/Eiweißverhältnis. Nicht zuletzt werden bei schwerer Arbeit im Energiestoffwechsel Aminosäuren umgesetzt und gehen zudem über den Schweiß in Form von Harnstoff verloren. Um einem gestiegenen Bedarf gerecht zu werden, steht aber nun nicht der Eiweißgehalt eines Futtermittels im Vordergrund. Vielmehr kommt es auf ein hochwertiges Aminosäuremuster an. Beim Pferd fehlen meist die Aminosäuren Lysin und die schwefelhaltige Aminosäure Methionin, die in manchen Fällen dazugefüttert werden müssen.
 
Die langfristige Überversorgungen mit Eiweiß belastet vor allem die Nieren. Wird die Leber dauerhaft mit Eiweiß überlastet, arbeitet sie permanent im Grenzbereich ihrer Leistungsfähigkeit. Kommt es dann zu einer weiteren Inanspruchnahme des Stoffwechsels mit Chemikalien (Impfungen, Wurmkuren)  oder Futterzusatzstoffen (Aroma-, Konservierungsstoffe), oder durch gesteigerte Arbeit mit erhöhter Milchsäurebildung, ist eine effektive Entgiftung des Organismus oder eine zusätzliche Energiebereitstellung nicht mehr möglich. Der Muskelaufbau ist nicht mehr möglich und die Leistungsfähigkeit des Pferdes eingeschränkt.

Elektrolytverluste

Zu den Elektrolyten zählen hauptsächlich Natrium, Chlor und Kalium. Die Schweißproduktion des Poloponys beschränkt sich auf den Einsatz und das Abschwitzen danach. Der Verlust von vor allem Natriumchlorid kann durch den Salzleckstein gedeckt werden. Der Kaliumverlust ist zwar auch hoch, wird aber durch Heu oder ein melassehaltiges Futter gedeckt. Weitere wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente sollten in der Ernährung des Poloponys aber nicht fehlen:

Die Vitamine für den Sport

Bei sportlicher Belastung ist die antioxidative Wirkung von Vitamin E von großer Bedeutung. Vitamin E stört die Synthese von Peroxiden und schützt die Zellmembranen vor dem Angriff von freien Radikalen. So schützt es die Muskelzellen und trägt zur Erhaltung des Muskeltonus durch eine verbesserte Sauerstoffzufuhr bei. Der Bedarf eines Poloponys ist um ein Vielfaches höher als durch eine normale Heu-Hafer-Ration abgedeckt ist. Werden zum Ausgleich des Stärkegehaltes in der Ration Fette supplementiert, steigt der Vitamin E Bedarf ebenfalls, da hier bei der Verstoffwechselung Antioxidantien benötigt werden, um gebildete freie Radikale abzufangen. Studien haben gezeigt, dass die Effizienz des natürlichen Vitamin E doppelt so hoch ist, wie die eines synthetisch hergestellten. Es lohnt sich also, hier nicht nur den Vitamin-E-Gehalt eines Futtermittels unter die Lupe zu nehmen. Die gleichzeitige Anwesenheit von Vitamin C fördert die Regeneration von Vitamin E. Daher ist eine Kombination beider Vitamine sinnvoll.

Der beim Polopony hoch beanspruchte Muskelstoffwechsel profitiert auch von den oben genannten Antioxidantien wie Vitamin E, ß-Carotin, Vitamin C und Selen. Magnesium und Mangan unterstützen den Laktatabbau (Milchsäureabbau) und sind damit wesentliche Faktoren für eine geschmeidige Muskulatur. Auch hier steigt der Bedarf in Höhen, die fast nicht abschätzbar sind.

Gesamtfuttermenge

Die Gesamtfuttermenge ist klassischerweise abhängig von der zu erbringenden Leistung, der Futterverwertung des Pferdes und der Verdaulichkeit der Ration. Allerdings variiert der Bedarf an Kraftfutter von Zusammensetzung zu Zusammensetzung.
 
Die Verstoffwechselung des Futters ist abhängig von der Effizienz der Verdauungsorgane Magen, Darm und Leber. Überversorgungen, chemische Belastungen oder Nährstoffmängel schränken die Leistungsfähigkeit ein.
 
Die benötigte Gesamtfuttermenge zur Abdeckung des Energiebedarfs sinkt mit dem hohen Aufschlussverfahren des Futters und der bedarfsgerechten Nährstoffversorgung an nichtenergieliefernden Nährstoffen.

Zeit für Pause

Wird das Polopony nicht eingesetzt und es ist für eine geraume Zeit keinen Belastungen ausgesetzt, sinkt der Energiebedarf drastisch fast bis auf den Erhaltungsbedarf. Davon nahezu unberührt bleibt der Bedarf an Mineralstoffen und vor allem Spurenelementen, deren Deckung gerade in kraftfutterfreien Zeiten eine besondere Bedeutung zur Regeneration zukommt.
 
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2010 überarbeitet im März 2014

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