Milbenbefall beim Pferd -
Fütterung und Haltung überdenken
In manchen Jahren, vorwiegend in der Zeit des Fellwechsels, steigt bei Pferden die Gefahr, von Milben oder Haarlingen befallen zu werden.
Ob es sich nun um die Grabmilbe, die Saugmilbe oder die Haarbalgmilbe handelt, fällt der Befall unter den Sammelbegriff "Räude". Der Verlauf dieser Hauterkrankung bei Pferden wird durch Haltungs- und Ernährungsfaktoren beeinflusst. Aus der älteren Literatur ist ersichtlich, dass die Räude besonders in Notzeiten eine verheerende Tierseuche dargestellt hatte und ein Vektor für die Anzeichen von Verwahrlosung sein kann.
Tiermediziner wissen ein Lied davon zu singen, wie schwer es ist Milben beim Pferd mit chemischen Wirkstoffen zu bekämpfen. Der Aufwand ist dabei enorm, die eingesetzten chemischen Mittel erheblich und nicht ganz ohne Nebenwirkungen.
Wann und warum wird ein Pferd von Milben befalllen?
Besonders betroffen sind Spezialrassen wie Kaltblüter, Tinker oder Ponys, aber Milben machen auch vor Warmblüten selbstverständlich keinen Halt. Milben zählen wie Zecken und Skorpione zu den Spinnentieren. Sie leben von Hautschuppen und Blut ihres Wirtes und mögen es feucht und warm.
Der bei Pferden am häufigsten auftretende Milbenbefall ist die Chorioptesräude, auch Fußräude genannt. Sie wird häufig in Verbindung gebracht mit der Mauke, wobei Mauke auch gänzlich ohne Milben entstehen kann.
Die Chorioptes equi ist eine schuppenfressende Milbe, die die oberste Epidermisschicht annagt und sich an Hautsekret und Lymphe erfreut. Ihr wird krustöse Mauke, die nässende Mauke und die Warzenmauke zulasten gelegt.
Daher kann Milbenbefall natürlich durch das Abspritzen der Beine provoziert werden, wenn es der Kühlung und keiner tiefergehend Reinigung dient. Auch eine feuchte Haltung der Pferde in unsauberer Einstreu können für einen Milbenbefall Auslöser sein.
Ernährung und Stoffwechsel überprüfen
Allerdings haben Milben keine Chance, wenn ein Pferd gesund ist. Gesund bedeutet in diesem Fall, dass der Stoffwechsel funktioniert, das Immunsystem und die Hautdurchblutung geregelt sind und die Ernährung dem Bedarf entspricht.
Leider kommt es gerade in der Zeit des Fellwechsels zu Problemen bei der Deckung des erforderlichen Nährstoffbedarfs. Die meisten Mineralfutter sind nicht auf solche Herausforderungen eingerichtet und es kommt zu einem Nährstoffmangel im Bereich von ausgerechnet den Nährstoffen, die für eine Aufrechterhaltung einer widerstandsfähigen und gesunden Haut beitragen.
Gerade im Fellwechsel vom Sommer in den Winter und der damit zusammenhängenden Umstellung von der Gras- auf die Heufütterung kommt es zu einer immensen Stoffwechselbelastung durch die plötzliche Anflutung von fast unvermeidbaren Schimmelpilzkontaminationen, die mit der Bergung von Heu natürlicherweise einhergehen.
Bescheidene Heuqualitäten belasten dabei die Leber und damit das gesamte Immunsystem über die Maßen, so dass die Haut im Fellwechsel sehr angreifbar wird. Der Nährstoffbedarf an Spurenelementen ist in dieser Zeit zusätzlich besonders hoch. Wird er nicht gedeckt, fehlt es der Haut an Stärke, die Spinnentiere abzuwehren.
Wie erkennt man einen Milbenbefall?
Wenn nicht maukeartige Erscheinungen auftreten, beginnt der Befall von Milben an der Vorderseite der Hinterbeine, unter dem Sprunggelenk.
Das Fell wirkt dreckig und wenn man mit einer Waschbürste versucht, das Bein zu reinigen, bröseln regelrecht Haut- und Haarteile wie ein Schuppenregen herunter.
Dieses Bröseln ist übrigens ganz typisch für den Milbenbefall, da sie sich sehr oft häuten. Die nun entstandene Räude kann mit Juckreiz einhergehen.
Jetzt sollte das Bein nicht mehr weiter gereizt werden, denn es droht Infektionsgefahr. Nützlich können Zinksalben sein, denn sie trocknen die Haut aus.
Was wirklich bei Milbenbefall hilft
Anwendungen von aussen haben oft nur einen begrenzten Erfolg. Letztendlich müssen die Abwehrkräfte des Pferdes gestärkt werden. Die Futterration muss einer akribischen Überprüfung unterzogen werden. Heu und Stroh müssen von hochwertiger Qualität sein. Nur so kann der Pferdebesitzer sicher sein, dass Leber und der Darm nicht belastet werden.
Die Leber gilt als das Schlüsselelement für ein gutes Abwehrsystem. Impfungen und Wurmkuren sollten entweder zurückgestellt werden oder vor der Gabe einer Wurmkur eine Überprüfung durch ein Flotations- oder Mac Master-Verfahren angestrebt werden.
Die Futterration muss auf den erhöhten Nährstoffbedarf in dieser Situation angepasst werden. Eine besondere Rolle spielen die Spurenelemente, zu denen das Schlüsselelement für den Hautstoffwechsel und eine schnellere Regeneration der Hautoberfläche Zink heißt.
Angepasste Zinkzufuhr bei Milbenbefall
Aus diesem Grund sollte nicht nur im Fellwechsel sondern auch in einer solchen Ausnahmesituation wie dem Milbenbefall bzw. der Räude die Zinkzufuhr enorm angehoben werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Barrierefunktion der Haut wiederhergestellt wird und kleinste Hautläsionen (Wunden) rasch abheilen.
Die Zinkzufuhr kann vorübergehend als alleinige Mineralstoffgabe für 3 bis 5 Tage gegeben werden, sinnvoller jedoch ist die Kombination mit einem Spurenelementpräparat, da untere Hautschichten von Mangan, Kupfer sowie die Wundheilung von Kobalt (Vitamin B12 Produktion) profitieren.
Die Lebergesundheit wird durch bitterstoffhaltige Kräutern und den Einsatz von speziellen Kräutergaben zur Veränderung der körperlichen Ausdünstung unterstützt.
Beispielfütterung eines 5jährigen Tinkers mit Milbenbefall:
Hochwertiges Heu und Stroh
Nr. 20 Sonnenberg Müsli 200 bis 300g
Nr. 4 Goldwert 1 bis 2 Messlöffel = 15 bis 30 g
Zinkurasan vet 2 bis 3 Meßlöffel = 30 bis 45 g (14 Tage lang)
Nr. 13 Siegfried 2 bis 4 Meßlöffel = 20 bis 40g
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2018 überarbeitet 2021©
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