Hufrollenentzündung beim Pferd
Welche Rolle spielt die Mineralisierung des Pferdes?
Schon viele Ankaufsuntersuchungen sind an der Diagnose "Veränderungen an der Hufrolle" oder gar Hufrollenentzündung gescheitert. Tatsächlich sind Erkrankungen der Hufrolle die häufigsten Ursachen für immer wieder unregelmäßig auftretende Lahmheiten beim Pferd. Vorrangig betroffen sind die Vordergliedmaßen bei Reitpferden.
Die Hufrolle ist ein Komplex aus Strahlbein, dem Hufrollenschleimbeutel sowie der tiefen Beugesehne. Das Strahlbein selbst ist ein kleiner schiffchenförmiger Knochen. Dessen Gleitfläche ist mit einem sehr festen Knorpel überzogen, der das Strahlbein vor starker Abnutzung durch die darüberliegende Beugesehne schützen soll. Zwischen dem Strahlbein und der Beugesehne befindet sich ein Schleimbeutel, der zusätzlich Polsterung und Schmierung übernimmt.
Das Strahlbein und der Hufrollenschleimbeutel bilden also ein Gleitlager für die tiefe Beugesehne und vergrößern damit die Hufbeinpfanne als Auflage für die Kronbeinwalze.
Symptome der Hufrollenentzündung
Im Allgemeinen entwickeln sich Hufrollenentzündungen nur allmählich und werden daher sehr spät erkannt. Meist erkranken beide Vorderhufe, sodass die Bewegungsstörungen, die immer flacher, kürzer und stumpfer werden, nicht gleich erkannt werden.
Ursache für die Hufrollenentzündung
Bei der chronischen, im Allgemeinen nicht durch eine Infektion hervorgerufene, Hufrollenerkrankung handelt es sich vorwiegend um einen degenerativen Prozess im Sinne einer Abnutzungsarthrose. Über die tatsächlichen Ursachen ist man sich immer noch nicht im Klaren. Es werden genetische Veranlagungen angenommen, da auch Pferde betroffen sind, die noch niemals beschlagen oder geritten worden sind. Da bei entsprechenden Untersuchungen jedoch die Fütterung nicht in Betracht gezogen wird, kann man die Genetik als alleinige Ursache ausschließen.
Durch verbesserte Untersuchungsverfahren werden heutzutage differenzierte Diagnosen gestellt. So können auch Zysten, Fissuren oder Ödeme ursächlich für die Hufrollenentzündung bzw. Lahmheiten sein. Die Diagnose stellt der Tierarzt durch diverse bildgebende Verfahren.
Mehrere Faktoren können die Erkrankung Hufrollenentzündung auslösen. Es gilt als gesichert, dass die Hufrolle durch den Einsatz des Pferdes als Reitpferd besonders belastet ist. Dabei spielt das Exterieur des Pferdes eine große Rolle. Die Hufform, Gliedmaßen- und Zehenstellung oder der Verlauf der Zehenachse können Einfluss nehmen auf eine mögliche Entzündung der Hufrolle.
Zu frühes Anreiten, Konditionsmängel und zu frühe Belastung von jungen Pferden im Leistungssport sind mit Sicherheit große Faktoren bei der Auslösung von Hufrolle. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass gerade Aufzuchtmängel und eklatante Nährstoffdefizite, die bereits von der Fohlenentwicklung bis hin zur ersten Trainingseinheit konsequent nachvollzogen werden können zu Pferden führen, deren Regenerationsfähigkeit in Bezug auf das Bindegewebe (Knorpel, Schleimbeutel, Bänder, Sehnen) geschwächt ist.
Ein weiterer Faktor für die Entstehung der Hufrollenentzündung sind die Hufbeschaffenheit sowie Korrektur- bzw. Beschlagsfehler.
Die Bedeutung von Nährstoffen im Rahmen der Hufrollenerkrankung
Neben den tierärztlichen Maßnahmen, einer angepassten Hufbearbeitung bzw. eines orthopädischen Hufbeschlag zur Senkung von Spannung und Druckverhältnissen, kommt der Ernährung durchaus eine sehr große Bedeutung zu.
Grundsätzlich sollte bereits das ungeborene Fohlen bedarfsgerecht ernährt werden. Leider fehlen vielen Züchtern und Aufzüchtern die finanziellen Möglichkeiten, jungen Pferde in der Aufzucht bedarfsgerecht und nährstoffoptimiert in Bezug auf das Bindegewebe zu ernähren.
Der Ausgleich etwaiger Nährstoffmängel gestaltet sich ganz besonders schwierig, wenn das Pferd dann mit drei oder vier Jahren in die erste Phase von Training und Ausbildung kommt. Das Pferd ist dann nicht nur immer noch im Wachstum, sondern durch das Training auch gefordert, Muskulatur zu entwickeln. Nicht zu unterschätzen sind auch zwei nährstofffordernde Fellwechsel im Jahr. Es kommt zu einer Konkurrenz der Nährstoffe untereinander, deren Bedarf fast nicht mehr auszugleichen ist.
Geht man davon aus, dass Pferde im Allgemeinen bis zum achten Lebensjahr noch wachsen können, aber gerade die sportlichen Anforderungen zwischen dem fünften und achten Lebensjahr nicht zu unterschätzen sind, wird verständlich, warum Entzündungen der Hufrolle vor allem zwischen dem sechsten und dem 14. Lebensjahr auftreten. Die nutritive Unterstützung zu einer möglichen Regeneration der Hufrolle ist in jedem Fall wie die bei der Arthrose. Finden Sie hier mehr Information: Arthrose beim Pferd
Foto: fotolia #211234625 | Urheber: taylon
#98464908 | Urheber: Cornelia Pretzsch
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand © April 2017 überarbeitet 2020