Entgiftung beim Pferd
Stoffwechselprobleme - was wirklich dahintersteckt
Sehr viele Erkrankungen beim Pferd, seien es Atemwegsprobleme, Kotwasser, Muskelverspannungen, Mauke, Ekzem oder Allergien, können auf zu hohe Anflutungen von Giftstoffen oder Störungen der körpereigenen Entgiftungsmechanismen zurückgeführt werden.
Sehr leichtfertig wird mit den Begriffen "Stoffwechselstörung", "Entgiftung" oder "Ausleitung" gespielt. Dass hinter diesen Begriffen eine gewaltige und komplexe Hierarchie biochemischer Vorgänge steht, die über körpereigene Enzyme organisiert werden, bleibt auch vielen Tierärzten und Heilpraktikern verborgen.
Enzyme werden zwar vom Körper selbst synthetisiert, benötigen aber spezifische Cofaktoren (Mineralien, Spurenelemente und Vitamine), um wirken zu können. Einfach gedachte Lösungen wie Kräuter alleine - oder noch schlimmer Toxinbinder - lösen die Probleme nicht wirklich nachhaltig.
Wenn man von Entgiftung spricht, geht es um die Beseitigung körperfremder oder körpereigener Stoffe aus dem Organismus. Nach mehreren biochemischen Prozessen erfolgt erst die Ausscheidung über die Leber, die Niere, die Gallensäfte, den Darm oder die Haut.
Toxine und Noxen
Bei den Giftstoffen gilt es, die Toxine (zum Beispiel das Gift der Herbstzeitlose, Schimmelpilzgifte oder Schmermetalle wie Cadmium, Blei oder Quecksilber) von den Noxen (Chemikalien zur Konservierung, Farbstoffe, Aromastoffe) zu unterscheiden.
Bei den Toxinen handelt es sich um Stoffe, die ganz akut den Körper lebensbedrohlich schädigen können, bei Noxen handelt es sich um Stoffe, die langfristig und hochdosiert geeignet sind, die Gesundheit zu schädigen.
Gifte wenn möglich zunächst vermeiden
Der mit Sicherheit beste Weg, den Körper bei der Entgiftung zu unterstützen ist, die Zufuhr an möglichen Giftstoffen zu beschränken. Dazu zählt auch die Reduktion von im Heu grundsätzlich mehr oder weniger enthaltenen Schimmelpilzgiften, wie z.B. den Aflatoxinen.
Gerade Pferde gelten als extrem empfindlichen gegenüber Schimmelpilzgiften im Vergleich zu anderen Nutztieren wie Kühen oder Schweinen. Zu den Giftstoffen zählen ebenso die Stoffwechselprodukte der mit den Hochleistungsgräsern verbundenen Endophyten. Daher sind qualitativ hochwertiges Heu und Stroh beim Pferd obligat.
Zu den Noxen zählen auch im weitesten Sinne die durch Gärung entstandenen biogenen Amine ( Histamin, Putrescin, Cadaverin), wie sie zum Beispiel in Silage oder Heulage enthalten sind. Chemische Zusatzstoffe in den Futtermitteln (Konservierungsmittel, Aromastoffe, Pestizide, Herbizide) können die körperlichen Entgiftungswege belasten.
Dazu gehören Medikamente, Impfungen (Schwermetallbelastungen) und Wurmkuren. Schädliche Stoffwechselmetaboliten, wie zum Beispiel freie Radikale, können durch Stress entstehen.
Bestimmte Giftstoffe können im Körper selbst synthetisiert werden (endogen). Durch Fehlgärung entstandene Darmgase wie Methan und Ammoniak, aber auch Alkohole, gehören zu den Stoffwechselgiften, die im Darm des Pferdes über Mikroorganismen fehlerhaft produziert werden können.
Merke: Alle mehr oder weniger schädlichen Stoffe, die dem Körper erst gar nicht zugeführt werden oder im Stoffwechsel entstehen, müssen auch nicht entgiftet werden.
Der körpereigene Weg der Entgiftung
Die Verweildauer von Toxinen und Noxen sowie deren Halbwertszeit hängt ab von ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften sowie der Aktivität der Entgiftungsorgane.
Wasserlösliche Verbindungen werden relativ rasch über Leber, Niere und Darm aus dem Körper entlassen. Fettlösliche Verbindungen werden langsamer abgebaut und können im Körper im Fettgewebe gespeichert werden, wo sie sehr hohe Konzentrationen erreichen können.
Kommt es aufgrund einer Diät zur Gewichtsreduktion, werden diese Giftstoffe aus dem Fettgewebe entlassen und belasten den Stoffwechsel! Daher ist die Entgiftung wasserunlöslicher Stoffe ein vorrangig zu betrachtendes Thema.
Die Biotransformation
Das wichtigste Organ für die körpereigene Entgiftung ist die Leber. Dorthin gelangen über die Pfortader alle im Körper eintreffenden oder dort entstehenden Gifte und Schadstoffe.
Im Rahmen des Toxinabbaus werden mithilfe spezieller Enzymgruppe Gifte oxidiert, reduziert oder hydrolysiert. Es werden sogenannte funktionelle Gruppen (das können hierbei schon u.a. spezielle Mineralien und Spurenstoffe sein) an die Gifte gebunden (Funktionalisierung). Damit ist der Weg vorbereitet, dass später fettlösliche Stoffe in wasserlösliche Substanzen umgewandelt werden können, um einen leichten Transportweg zu gewährleisten.
Dieser Prozess heißt Phase I im Rahmen der Biotransformation.
Der Giftungsweg
Weitere wichtige Enzyme im Rahmen dieses ersten Schritts sind die Alkoholdehydrogenase und die Aldehyddehdrogenase (Abbau von Fuselalkoholen, die durch Fehlgärung im Darm entstanden sind), sowie die Glutathionperoxidase (Abbau von Schwermetallen und Pestiziden). Oft entstehen kurzfristig in der Phase I noch giftigere Produkte, die dann sehr schnell durch die Phase II abgebaut werden müssen. Man spricht hier auch vom sogenannten "Giftungsweg".
Es folgt die Phase II im Rahmen der Biotransformation. Die Wasserlöslichmachung.
Bindung des Gifts an einen Liganden
Im nächsten Schritt werden die Giftstoffe im Rahmen einer Konjugationsreaktion mit entsprechenden Liganden wasserlöslich gemacht. Es werden quasi den giftigen Molekülen weitere Atome oder Moleküle angehängt, damit sie besser ausgeleitet werden können. Diese Atome oder Moleküle werden als Liganden bezeichnet.
In dieser Phase II wird die Wasserlöslichkeit der Gifte durch Enzyme wie die Glutathion-S- Transferrase, die unterschiedlichen Superoxiddismutasen sowie durch Spurenelemente und Vitamine erhöht. Dies zeigt doch eindrücklich, wie wichtig ausreichend Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine für eine optimale Entgiftung Verfügung stehen müssen.
Es folgt die Phase III im Rahmen der Biotransformation
Die Ausleitung und der Abtransport von Giftstoffen
Im Rahmen der Phase III der Biotransformation werden die nun wasserlöslich gemachten Gifte ohne große weitere Verstoffwechselung über den Blutkreislauf, die Lymphe, die Galle oder verschiedene Transportproteine aus dem Körper heraus transportiert. Das ist der Moment, den der Laie einfachheitshalber aber nicht ganz korrekt als Entgiftung bzw. Entschlackung betrachtet. Hier erst und eigentlich vorwiegend im Rahmen der Phase III sind die Kräutermischungen von ganz extremer Bedeutung!
Keine Entgiftung ohne Cofaktoren
Die im Rahmen der Biotransformation und damit einfachheitshalber als Entgiftung formulierter Vorgang tätigen Enzyme benötigen für ihr Funktionieren sogenannte Coenzyme.
Diese Coenzyme sind in den meisten Fällen Spurenelemente und Vitamine. Zu Entgiftung von freien Radikalen werden sogenannte antioxidative Nährstoffe benötigt, zu denen zählen die Vitamine A, C, E, sowie Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativen Eigenschaften wie zum Beispiel Flavonoide, Polyphenole, Xantine, etc. aus Früchten, Wurzeln und Kräutern.
Eine besondere Bedeutung hat dabei das Spurenelement Zink, es ist nicht nur wesentlich bei der Wasserlöslichmachung von Giftstoffen beteiligt, sondern auch der Gegenspieler von Blei, Cadmium und Quecksilber. Auch die Bedeutung von Magnesium in der Entgiftung ist überragend. Magnesium ist Bestandteil von über 300 verschiedenen Enzymen. Unter anderem verhindert es auch die Aluminiumeinlagerung im Gewebe. Kupfer, Selen und Mangan sind ebenso am enzymgesteuerten Abbau freier Radikale beteiligt.
Zink als Schutz gegen giftige Schwermetalle
Zink dient als Cofaktor mehrerer 100er Enzymsysteme, die sowohl an elementaren Lebensvorgängen, wie dem Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, sondern auch an der Entgiftung des Stoffwechsels beteiligt sind. Die Schilddrüse, das gesamte Immunsystem und auch die Haut- und Schleimhautgesundheit hängen von einer ausreichenden Zinkzufuhr ab. Im Rahmen einer klassischen Heu-/Hafer-Fütterung ist der Zinkbedarf im allgemeinen nicht gedeckt, bei einer reinen Heufütterung in keinem Fall.
Basierend auf dieser Information ist es wichtig zu wissen, dass auch bei einer gestörten Zinkresorption und im Zinkmangel Zink regulär ausgeschieden wird und so ein bereits bestehender Mangel verschlimmert wird.
Der Vorteil einer ausreichenden und guten Zinkversorgung im Rahmen der Entgiftung eines Organismus liegt darin, dass Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Nickel nur erschwert aufgenommen werden können. Ein guter Zinkstatus schützt daher automatisch vor der Vergiftung mit Schwermetallen, während ein selbst nur geringfügiger Zinkmangel die Bereitschaft des Körpers zur Aufnahme von Blei und Cadmium deutlich erhöht. Vor allem Blei kann sich in den Knochen und im Gehirn einlagern. Bei einem gleichzeitigen Vorliegen eines Eisenmangels kann es sogar zu einer Schädigung der roten Blutkörperchen kommen.
Bessere Mikronährstoffversorgung für natürliche Entgiftung
Unter dem Begriff "Entgiftung" versteht man also nicht nur, die Ausscheidungsorgane (zum Beispiel mit Kräutern, homöopathischen Mitteln oder Akupunktur) zu stärken und anzuregen. Wie oben beschrieben werden kontinuierlich ganz besonders hochwertige Nährstoffe während der Entgiftung regelrecht verschlissen.
Während der Entgiftung steigt der Nährstoffbedarf frappierend an. Eine Entgiftung ohne die gleichzeitige Zufuhr an hochwertigen Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen kann zum Bumerang werden. Nach einer anfänglichen Verbesserung der Gesamtsituation kommt es meist zu einem noch schwereren Rückfall. Durch die Tatsache, dass das Pferd die wasserlöslichen Vitamin selbst synthetisiert und deren Aktivierung wiederum spurenelementabhängig ist, kommt vor allem den Spurenelementen eine überragende Bedeutung im Rahmen der Entschlackung zu.
Zeolith & Co. kritisch betrachten
Aus diesem Grund ist ein längerfristiger Einsatz von Zeolith (Clinoptilolth) skeptisch zu betrachten. Das Tuffgestein mit der riesigen Oberfläche besteht aus Aluminium und Silizium (wie auch Bentonit). Es ist in der Lage, im Darm mittels Ionenaustausch Giftstoffe zu binden. Positiv geladene Teilchen werden gegen freie Radikale, Schwermetalle, Schadstoffe, aber leider auch Spurenelemente ausgetauscht.
Bei geringgradiger Schwermetallbelastung oder bei einer langfristigen Anwendung kann es zu einer Verarmung an Spurenelementen bzw. zu einer verminderten Aufnahme von Spurenelementen führen.
Daher erleben viele Pferdehalter nach anfänglichen großen Erfolgen nicht selten herbe Rückschläge. Versuche am Menschen haben deutlich zeigen können, dass durch die Einnahme von Zeolith zwar die Gehalte von Blei, Cadmium und Nickel im Blut gesenkt werden konnten, jedoch gleichzeitig auch die Werte von Kupfer und Chrom.
In Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr Pferde eine Insulinresistenz aufweisen und der Nährstoff Chrom als Zentralatom von Chromodulin, das die Bindung von Insulin an den Insulinrezeptor ermögicht, im allgemeinen im Mangel ist, ist eine weitere "Entgiftung" des Schwermetalls Chrom - gerade bei Pferden, die unter EMS oder ECS leiden - absolut kritisch zu betrachten.
Eine gezielte homöopathische, traditionell chinesische, oder durch Bioresonanz unterstützte Entgiftung, die mit reichlich Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen, sowie hochwertigen Pflanzenstoffen unterstützt wird, wird der Aussage von Paracelsus (1493-1541) gerecht:
"Der schnellste Weg zur Gesundheit ist die Entgiftung!"
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2016 überarbeitet 2023©
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