Salz des Lebens
Natrium und Kalium - zwei Gegenspieler
Im Gegensatz zur Tierernährung nimmt der Mensch täglich zu viel Salz zu sich. Das ist mittlerweile bekannt. Gemeint ist hier das Kochsalz, eine chemische Verbindung aus Natrium und Chlor. Nicht vergessen darf man an dieser Stelle auch den Gegenspieler zu Natrium, das Kalium, welches eine besondere Bedeutung für den Wasserhaushalt des Körpers hat.
Unter dem Begriff Salz versteht man grundsätzlich die chemische Verbindung aus einer Base und einer Säure. So richtig salzig schmeckt nur unser Kochsalz, welches als Natriumchlorid eine Verbindung ist aus Natronlauge und Salzsäure ist. Der Mindestbedarf des Menschen an Natrium beträgt 1500 mg. Dieser Bedarf wird seit Jahren über das Vielfache überschritten. Nichtsdestotrotz sind die Aufgaben von Natrium extrem vielfältig.
Aufrechterhaltung des gesamten Nährstofftransports
Der Gegenspieler zu Natrium ist Kalium. Natrium wird fortwährend aus der Zelle heraustransportiert, während Kalium in die Zelle hineinbefördert wird. Verantwortlich hierfür ist die Natrium-Kalium-ATPase, einem Enzym, welches einen elektrochemischen Gradienten zwischen dem Zellinneren und dem äußeren entstehen lässt.
Damit wird ein Ungleichgewicht in der Verteilung dieser positiv geladenen Ionen erzwungen, welches der Organismus dazu nutzt, aktiv Nährstoffe aus dem Darm in die Zellen zu transportieren. Die sogenannte Kalium-Natrium-Pumpe dient auch der Weiterleitung des Reizpotentials für Nerven - und Muskelzellen.
Während Natrium durch seine osmotische Wirkung im extrazelluläre Raum an der Blutdruckregulation beteiligt ist, steuert Kalium den Wasserhaushalt der Zelle. Die Aufnahme und die Ausscheidung der wasserlöslichen Elektrolyte Natrium und Kalium ist unproblematisch. Die Resorption ist über den gesamten Verdauungstrakt vollständig gewährleistet. Die Ausscheidung erfolgt über die Nieren. Gesteuert wird die Ausscheidung von Kalium und Natrium über das Hormon Aldosteron. Das Mineralkortikoid Aldosteron hat die Aufgabe, Natrium zurückzuhalten und die Ausscheidung von Kalium über die Niere zu forcieren.
Kaliumversorgung bei Bluthochdruck beachten
Zahlreiche klinische Studien belegen positiven Effekte von Kalium auf Bluthochdruck. Über 22 randomisierte, kontrollierte Studien sowie 11 Kohortenstudien (Studienaufstellung mit dem Ziel, einen Zusammenhang zwischen einer oder mehreren Faktoren und dem Auftreten einer Krankheit) zeigten, dass eine erhöhte Kaliumaufnahme den Blutdruck bei Personen mit Bluthochdruck senken kann. Diese wissenschaftliche Erkenntnis wird auch von der WHO getragen.
Aldosteron, ein Mineralkortikoid mit zwei Gesichtern
Die Wirkung von Aldosteron in Stress- und Schocksituationen soll dazu beitragen, den Blutdruck aufrecht zu halten. Die kurzfristige Wirkung von Aldosteron dient der Aufrechterhaltung des Flüssigkeits- sowie des Elektrolythaushalts. Auch der Säure-Basen-Haushalt wird durch Aldosteron geregelt. Eine dauerhafte oder sogar chronische Produktion von Aldosteron durch entsprechende Stresssituationen (ACTH) hat ungünstige Effekte auf den gesamten Kaliumhaushalt, da es zu einer kontinuierlichen Ausscheidung von Kalium kommt.
Der Bedarf an Kalium beträgt beim Erwachsenen täglich 4000 mg. Bei einem durchschnittlichen Gehalt von 200 mg Kalium pro 100 g Lebensmitteln kann man davon ausgehen, dass der Kaliumbedarf mit einer Gesamtaufnahme von circa zwei Kilo Substanzaufnahme am Tag gedeckt ist. Ältere Menschen, Menschen die eine Diät befolgen oder längerfristig geringe Nahrungsaufnahmen erschweren eine Bedarfsdeckung in diesem Maß.
Kaliumdefizite durch die Ernährung möglich
Zu übermäßigen Kaliumausscheidungen kommt es durch Durchfall, die längerfristige Verwendung von Abführmitteln oder häufiges Erbrechen. Bei entzündlichen Darmerkrankungen, Austrocknung, starkem Schwitzen oder Alkoholkonsum kann es zu Kaliumverlusten kommen.
Die Folgen können Störungen des Säure-Basen-Gleichgewicht sein, die Bildung von Ödemen, Bluthochdruck und die Bildung von Wassereinlagerungen im Gewebe. Ebenso kommt es bei langfristigem Kaliummangel zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe, vorwiegend am Herzen und den Nieren.
Ein Kaliummangel kann bei bestimmten Personen zu Obstipation, also zu Verstopfung führen. Daher wird bei Verstopfung zur einer vermehrten pflanzlichen Kost mit ausreichend Kalium geraten.
Die Weltgesundheitsorganisation sieht Zusammenhänge zwischen einer geringen Kaliumaufnahme bzw. zu hoher Ausscheidung und dem Auftreten von Schlaganfällen.
Ein Kaliumüberschuß kann zu Muskelschwäche und Herzrhytmusstörungen führen, daher sollte bei der Einnahe von kaliumhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten die angegebene Zufuhrempfehlung nicht überschritten werden.
Natürliche Bedarfsdeckung problematisch
Während die Deckung des Bedarfs an Natrium bei Menschen unproblematisch ist, wird eine ausreichende Zufuhr von Kalium zweifelhaft, wenn man berücksichtigt, dass vorwiegend pflanzliche Nahrungsmittel sehr viel Kalium enthalten. Nur wenige Nahrungsmittel enthalten mehr als 300mg Kalium pro 100g wie zum Beispiel Kartoffeln in jedweder Form, Kohl, Spinat sowie getrocknetes Obst (Aprikosen) oder konzentrierte Gemüseprodukte (Tomatenmark). Auch davon müsste man rechnerisch täglich wenigstens 1 Kilogramm zu sich nehmen.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand Mai 2017 überarbeitet September 2020©