Kreuz mit dem Kreuz
Rücken- und Gelenksschmerzen
Keiner ist davor gefeit. Den Einen erwischt es mit Hexenschuß durch ungünstige Bewegungen, Kälte oder Stress, schlimmer noch mit einem Bandscheibenvorfall oder Arthrose. Andere leiden unter Knieschmerzen oder Schulter-Arm-Syndrom.
Rücken- sowie Gelenkschmerzen gelten als Zivilisationskrankheiten, die auf unsere oft sitzende Lebensweise und zu wenig körperliche Bewegung zurückgeführt werden. Ob das tatsächlich so ist und unsere Urgroßeltern wirklich weniger Probleme damit hatten, wissen wir aber in Wirklichkeit gar nicht.
Verbunden mit den extremen Schmerzen im Bereich von Gelenken und Muskeln greifen viele Menschen permanent zu nebenwirkungsreichen Schmerzmitteln oder lassen sich beim Arzt mit Spritzen behandeln.
Soweit sollte es nicht kommen. Heute stehen uns weit bessere Alternativen zur Verfügung. Die gute Nachricht dabei ist, das die fatalistische Aussage, der Gelenkknorpel sei nicht zu regenerieren, mittlerweile dementiert ist.
Die Knorpelregeneration ist möglich
Der Gelenkknorpel besteht aus Knorpelzellen, Kollagenfasern, einem wasserbindenden Netzwerk (Proteoglykane) und 70% Wasser. Man kann sich das ganz einfach vorstellen: die Knorpelzellen sind in ein Geflecht aus Kollagenfasern, Proteoglykanen und Hyaluronsäure eingebunden.
Da der Knorpel keine Blutgefäße enthält, erfolgt die Ernährung durch die Gelenkflüssigkeit. Um den Abtransport von Abfallprodukten und die Zufuhr knorpelbildender Nährstoffe zu gewährleisten, ist die Bewegung der Gelenke essentiell. Daher auch der Erfolg der Krankengymnastik.
Die Knorpelzellen selbst produzieren das wasserbindende Netzwerk aus Proteoglykanen und Kollagen für Kollagenfasern. Daher ist prinzipielle die Knorpelregeneration bei genügend vorhandenen Nährstoffen gar keine so große Kunst.
Proteoglykane (wasserbindendes Netzwerk)
Besonders wichtig sind die Proteoglykane. Sie sehen aus wie Flaschenbürsten, aufgebaut aus langen Eiweißketten (Bürstenstiel), an denen Glykosaminonglykane (GAGs), lange Eiweiß-Zuckerketten (Borsten der Bürste), hängen. Zu den wichtigsten GAGs gehört das Chondroitinsulfat und das Keratansulfat (Roche Lexikon Medizin, 4.Auflage; © Urban & Fischer Verlag, München 1984/1987/1993/1999). Auf deutsch: es handelt sich hier um riesige Moleküle, die große Mengen Wasser binden können, so daß der Knorpel mit einem Wasserkissen vergleichbar und sehr elastisch ist. Die Fähigkeit der Proteoglycane, das tausendfache an Wasser anzulagern, bestimmt die Knorpelgesundheit. Der Knorpel kann wie ein Schwamm Wasser aufnehmen und seine stoßbrechende Eigenschaft erfüllen.
Die sog. Hyaluronsäure gehört ebenso zur Gruppe der GAGs und übernimmt eine Sonderstellung. Sie bindet wiederum die Proteoglycane untereinander und dient in der Gelenksflüssigkeit als Gleitmittel. Proteoglycane werden vom Körper selbst gebildet oder man nimmt sie zusätzlich über die Ernährung auf. Der Einbau von GAGs über die Ernährung gilt als mittlerweile bewiesen. Zu den GAG haltigen Nahrungsmitteln gehören Schalentierextrakte, die Neuseeländische Grünlippmuschel, der aus moralischen Gründen verpönte Haifischknorpel oder der Knorpel aus Rinder- und Schweineluftröhre.
Die körpereigene Proteoglykanbildung wird über das manganabhängige Enzym Glykosyltransferase ermöglicht. Mangan ist leider in der Ernährung schwer zuzuführen. Der Bedarf liegt laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) bei 2 bis 5mg pro Tag, wobei oberer Wert glaubhafter ist in Anbetracht vieler Gelenk- und Muskelerkrankungen. Wenn man von wenigen Ausnahmen, wie beispielsweise Schnecken und Innereien absieht, enthalten tierische Lebensmittel prinzipiell weniger Mangan als pflanzliche. Lediglich schwarzer Tee leistet einen ganz ganz kleinen Beitrag zur täglichen Manganversorgung.
Spurenelemente wesentlich für die Regeneration
Kupfer ist maßgeblich an der Bildung von Kollagen beteiligt. Der durchschnittliche Tagesbedarf von 1 bis 1,5mg pro Tag wir durch Schokolade (eine Tafel enthält 1 mg Kupfer) oder durch den Verzehr von Leber (Rinderleber 3mg pro 100g) gedeckt. Der Manganbedarf des Menschen ist nicht so einfach zu decken, zumal Stress, elektrische, radioaktive oder Sonneneinstrahlung den Manganbedarf zusätzlich erhöht. Manganreich sind Artischocke, Schnecken, schwarzer Tee und dann wird es schon schwierig.
Kampf gegen die Entzündung
Im Rahmen von Gelenkserkrankungen kommen immer wieder schmerzhafte Entzündungen hinzu. Dabei können viele pflanzliche Stoffe entzündungshemmend wirken, ohne mit Nebenwirkungen aufzuwarten. Weiden-, Eichen- und Pappelrinde, Birkenblätter und Brennessel, Mädekraut oder Estragon können hier traditionell gute Dienste leisten.
Die bekannten Omega-3-Fettsäuren mit ihrer entzündungshemmenden Eigenschaft finden wir in unserer Ernährung in Schalentieren und Fischöl, ansonsten auch in Borretsch-, Nachtkerzen- Hanf-, oder Leinöl. Die Einnahme von Ölen sollte durch den allerdings nie ohne oxidativen Schutz durch Vitamin E erfolgen.
Radikalfänger
Gelenksentzündungen führen zur Entstehung aggressiver freier Radikale, die mit sog. Antioxidanten abgefangen werden müssen. Hier spielen die Vitamine A, C und E, sowie die Spurenelemente Selen, Mangan, Zink und Kupfer, viele Sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Polyphenole (aus Trauben) eine große Rolle.
Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Vitaminen und Spurenelementen ist heutzutage unbedingt anzustreben. Einen hohen Gehalt an Vitaminen erreichen wir durch reifes Obst aus dem Originalherkunftsland. Fleisch natürlich lebender bzw. natürlich gefütterter Tiere ist dem Fleisch aus Massentierhaltung nährstoffmäßig weit überlegen und unser natürlichster Spurenelementlieferant. Menschen, die auf Schweinefleischverzehr mit Gelenksproblemen reagieren, sollten Schweinefleisch und natürlich auch Wurstprodukte grundsätzlich meiden. Während hochwertiger Wein durch seinen hohen Borgehalt bei Gelenksproblemen er vertragen wird, löst Bier bei entsprechend disponierten Personen eher Beschwerden aus.
Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik
Ob Dorntherapeuten oder andere Manualpraktiker können leichter am Patienten arbeiten, wenn dieser aufgrund einer ensprechenden hochwertigen Ernährung über ein entspannteres und weicheres Gewebe verfügt. Dann ist auch ein bleibender Effekt zu erwarten, wenn der Körper auch die Möglichkeit der Regeneration durch die entsprechende Nährstoffzufuhr erhält.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2014, überarbeitet 2024©
Empfehlung: Dr. Matthias Meier https://academy.impulse-hm.de/