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Die essenziellen Fettsäuren

Was haben Algen und Flechten damit zu tun?

Im Rahmen der Diskussion, vorwiegend Kohlenhydrate oder Fette zu sich zu nehmen, haben die Fette in der Ernährung derzeit vorübergehend einen besseren Ruf als bisher.

Als Fett und fettähnliche Stoffe werden Stoffe chemischer Struktur bezeichnet, die sich in Wasser schlecht, aber in einem organischen Lösungsmittel  gut lösen können. Im Blut werden Fette in Tröpfchenform (Chylomikronen) oder mit Hilfe von ganz bestimmten Transportproteinen, sogenannten Lipoproteinen transportiert.

Nichtessenzielle Fettsäuren können im Körper selbst synthetisiert werden. Aus Palmitin- und Stearinsäure wird mit Glycerin das sogenannte Triglycerid verestert. Die Bausteine daraus entstehen aus den Kohlenhydraten. Essenzielle Fettsäuren hingegen müssen über die Ernährung zugeführt werden.

Im Rahmen einer sehr fettreichen Kost kommt es zur Einlagerung der zugeführten Fette zu Adipositas (Fettsucht).

Essenzielle Fettsäuren sind lebenswichtig

Im Gegensatz zu den nichtessenziellen Fettsäuren, die in unserer heutigen Überflußgesellschaft reichlich versteckt oder auch offen in der Ernährung zu finden sind, mangelt es gemäß neueren Ernährungsstudien hingegen an den sogenannten essenziellen Fettsäuren.

Zu den essenziellen, also lebenswichtigen Fettsäuren zählen die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (MUFS). Sie müssen durch die Ernährung zugeführt werden, weil der Körper nicht in der Lage ist, selbst diese Syntheseleistung zu erbringen.

Ihre Aufgabe liegt vor allem in der Erhaltung der Zellmembranen, die durch den Einsatz der MUFS elastisch bleiben. Die Haut- und Bewegungsqualität wie der Blutfluss werden von der Anwesenheit der schützenden MUFS mitbestimmt, ebenso wie das Entzündungsgeschehen. Besonders die Gesundheit der Nervenzellen, die über eine große Oberfläche und damit über einen hohen Bedarf an MUFS verfügen, profitieren von reichlicher Zufuhr. Gehirn, Blutdruck und Herzqualität sind auf die Zufuhr von MUFS angewiesen.

Im Gegensatz zum Menschen und anderen Säugetieren sind Pflanzen in der Lage, einfach ungesättigte Fettsäuren (Ölsäure), die mehrfach ungesättigte Linolsäure (eine Omega-6-Fettsäure) oder Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure) herzustellen.

Wichtige Quellen für die Linolsäure sind Lein- und Getreidekeimöle, Distel-,  Rapsöl und  Sojabohnenöl, während Linolensäure in Borretschöl zu ca. 20 %, Nachtkerzenöl zu 10% und auch in kleinen Mengen in Hanföl, ebenso in Spinat, Linsen, Walnüssen oder Portolack enthalten ist. Der Bedarf an Linolsäure (zum Beispiel aus Leinöl oder Fisch) beträgt  entsprechend der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) 0,5 % des gesamten Energiebedarfs. Der Bedarf an Linolensäure liegt mit 2,5 % wesentlich höher. Es dürfte sehr schwierig sein, diesen vorgegebenen Bedarf tatsächlich zu decken.

Aus sowohl Linol-, wie auch Linolensäure  ist der menschliche Körper in der Lage, die hochungesättigte Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) herzustellen. Die EPA sind die Vorstufe von Eikosanoiden, die Entzündungsreaktionen, Allergien, Asthma, Schmerz und Fieber,  die Kontraktion der glatten Muskulatur sowie die Thrombozytenaggregation regulieren.

Omega-3-Fettsäuren in der orthomolekularen Medizin

In der orthomolekularen Medizin haben die Omega-3-Fettsäuren einen hohen Stellenwert. Ihre Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System ist bekannt. Die Hemmung entzündlicher Prozesse, die Beeinflussung der Blutgerinnung  und die Bildung von Prostaglandinen (Entzündungsmediatoren) sind weitere Aufgabenbereiche.

Zu den wichtigsten Omega-3- Fettsäuren gehört die Docosahexaensäure (DHA). Sie ist die wichtigste Fettsäure bei der Bildung von Strukturlipiden des Gehirns, die vor allem in der Wachstumsphase benötigt werden. Ebenso ist die Bedeutung für Haut, Haare und Horn wesentlich.

Da die Umwandlung von durch pflanzlich aufgenommenen essentiellen Fettsäuren in die DHA ein aufwändiger Stoffwechselprozess und eine ausreichende Menge dadurch ungesichert ist, macht der Verzehr von Fisch, vor allem Kaltwasserfisch oder Algen Sinn.

Vorkommen der wichtigsten Omega-3-Fettsäuren

In hohen Konzentrationen finden sich sowohl die hochungesättigten Eicosapentaensäure (EPA) sowie die Docosahexaensäure  (DHA) in Algen, Moosen und Flechten. Über die Nahrungskette von Wildtieren (Schwarzwild, Rehwild, Hasen, Fasanen etc.) oder über algen- und krillverzehrende  Kaltwasserfische wie Makrelen, Hering, Lachs und Forelle gelangen diese Fettsäuren in unseren Stoffwechsel.

Unter diesem Gesichtspunkt macht es Sinn, die Ernährung zu überdenken. Die Aufnahme der essenziellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren  durch den Verzehr von Wildprodukten und Kaltwasserfischen ist für den Stoffwechsel  der einfachste und gesichertste Weg. Alternativ dazu - gerade für Vegetarier und Veganer - ist der regelmäßig Einsatz von hochwertigen Pflanzenölen wie Leinöl und Algenprodukten nennen. Da gerade bei den MUFS die Gefahr des Verderbs durch Oxidation (ranzig werden) besteht, müssen diese Öle unbedingt kalt und lichtgeschützt aufbewahrt werden.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2017©

 

 

 

 

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