Kissing Spines -
ultimative Folge von Verspannungen
Oft sind massive Rückenprobleme der Grund, Pferde auf Kissing Spines ("küssende Dornfortsätze") zu untersuchen. Bei den betroffenen Pferden zeigen sich neben Unwilligkeit beim Reiten auch bisweilen Sattelzwang oder Taktunreinheiten.
Unter Kissing spines versteht man die Folgen eines unphysiologischen Zusammenrückens der Dornfortsätze, so dass sich diese berühren, was unter Umständen sehr schmerzhaft sein kann. Dabei gibt es bei dieser Erkrankung sowohl entzündliche als auch nichtentzündlichen Prozesse.
Die einzelnen Wirbelkörper sind im Rahmen der Erkrankung derart zusammengerückt, dass die Dornfortsatzspitzen (zum Beispiel am Widerist) sich mehr oder weniger berühren und aneinanderreiben, was natürlich Schmerzen verursacht. Hauptgrund können bereits langwierige Verspannungen bzw. das Zusammenziehen der Muskulatur in diesem Bereich sein.
Die dazwischenliegende Knorpelmasse leidet unter dem Druck und kann dann im Abbau begriffen sein. Auf der anderen Seite besteht auch die Möglichkeit, dass der Abbau der Knorpelmasse zu den Kissings Spines an sich führt.
Die Wirbel können in späteren Stadien der Krankheitsentwicklung sogar durch Calciumeinlagerungen komplett verknöchert.
Wie fortgeschritten die Kissing Spines sind, stellt der Tierarzt durch ein bildgebendes Verfahren dar.
Massive Verspannungen als Auslöser
Mittlerweile gilt in bestimmten Tierarztkreisen die Diagnose Kissing spines nicht mehr als Erkrankung sonder Spätfolge einer bereits langfristig und dadurch nachhaltig verspannten Muskulatur bzw. einer erlöschenden Tragfähigkeit. Nur in seltenen Fällen sind Frakturen oder arthrotische Veränderungen ursächlich für das Zusammenrücken der Wirbelfortsätze.
Die verspannte Muskulatur zieht die Wirbelkörper (Spondylgelenke) zusammen, so dass es auch zu Konsequenzen für den Gelenksknorpel kommt, der abgenutzt bzw. abgetragen werden kann. Die Dornfortsätze können durch den entstandenen Druck sogar eine Art Abrieb und damit Substanzverlust erfahren.
Ähnlich einer Spondylarthrose (Wirbelgelenks-Arthrose) kommt es zu einer Verbreiterung der Gelenkfläche und somit zu einer Randzackenbildung, die dazu führen kann, dass Bänder-, Sehnen- und Kapselstrukturen geschädigt werden können und sich somit chronische Entzündungen im Gelenk manifestieren.
Training, Sattel und Hufbearbeitung müssen stimmen
Trainingsfehler können unter anderem ein bereits länger vorliegendes "Nicht-über-den-Rücken-arbeiten" des Pferdes sein, so dass die Muskulatur abgebaut wird und die Wirbel bei Arbeit nicht geöffnet und damit durchflutet werden können. Aber auch unangepasste Sättel oder Blockaden können Kissing Spines auslösen.
Fehlerhafte Hufbearbeitung, zum Beispiel mit der Folge, dass Pferde fühlig gehen und damit gerade im Brustbereich verspannen sind ebenso Auslöser.
Schließlich und endlich kann auch eine nicht auf das Pferd angepasste Mineralisierung zu einer Kontraktion der Muskulatur und schließlich der gesamten Rückenwirbelsäule führen.
Aus diesem Grund ist in jedem Fall immer neben einer Behebung möglicher Auslöser ein zusätzlicher nutritiver Weg zu beschreiten, der dem Pferd die Möglichkeit gibt, die Muskulatur durch den Ausgleich von Nährstoffdefiziten zu entspannen und dadurch dem Bandscheibensystem die Chance auf einer bessere Diffussion und damit Rekonstruktion zu ermöglichen.
Nährstoffmangelsituationen durch Stress, Alter und Sport
Durch die meist schon lange Zeit voraus vorliegenden Muskelverspannungen bzw. als Ursache für diese können in den meisten Fällen Nährstoffmängel im Bereich von Magnesium, Mangan, Selen, Vitamin E und Sekundären Pflanzenstoffen verantwortlich gemacht werden. Vorwiegend sind blutgeprägte Pferde, Pferde aus dem Sport aber auch schon in der Aufzucht nicht ausreichend mineraliserte Pferde betroffen. Bei älteren Pferden kommen Mineralstoffdefizite und die nachlassenden Tragkraft ursächlich in Betracht.
Der Ausgleich von muskelrelevanten Nährstoffen (Nr. 19 Mordskerl oder Nr. 1 Alles fiesst) kann von einer Fütterung gelenksrelevanter Nährstoffe begleitet werden. Eine ausschließliche Konzentration der Fütterung auf den Gelenksaufbau (Nr. 3 Drachentöter) wäre nicht nachhaltig.
Primäre Bedeutung von Magnesium
Die Bedeutung von Magnesium bei Kissing Spines ist in zweierlei Hinsicht überragend. Zunächst kann ein Magnesiummangel zu Verspannungen führen. Durch Muskelverspannungen können sich die Wirbelkörper aneinander drücken. Wird der Magnesiummangel nicht ausgeglichen, haben die Muskeln nur eine sehr geringe Chance sich trotz guten Reitens und Haltung zu lockern.
Im Rahmen einer Therapie, deren Ansatz es prinzipiell ist, sich auf eine Dehnung und Lockerung der Muskulatur des Rückens des Pferdes zu konzentrieren ist eine zusätzliche und hochdosierte Gabe von hochbioverfügbarem Magnesium unumgänglich.
Einen Hinweis auf Muskelverspannungen geben die LDH und CK-Wert im Blut. Erhöhte Werte deuten auf Muskelerkrankungen hin. Magnesium sollte im Blut bei mindestens 0,8 mmol/l liegen. Magnesiumwerte unter 0,7 mmol/l deuten auf einen Mangel hin.
An dieser Stelle beginnt bereits der Knochen auf seine reichen Magnesiumspeicher zurückzugreifen. Die Manganwerte bei Patienten mit Kissings Spins liegen meist unter 1,0 µg/dl. Mangan und Selen stehen in einer Art Wechselwirkung zueinander. Niedrige Selenwerte können daher auch auf niedrige Manganwerte (Mn Mangan) hinweisen.
Die Muskulatur reagiert relativ schnell auf Ernährungsmaßnahmen. Wohltuend sind gerade zu Beginn einer nutritiven Behandlung allgemein entsäuernde Maßnahmen mit basenbildenden Kräutern und Salzen (Nr. 10 Wellness). Die hochdosierte Gabe von organisch gebundenem Magnesium (Mg Magnesium) zum Ausgleich eines möglicherweise vorhanden Magnesiummangels kann als "First Aid" Maßnahme betrachtet werden und erste Erleichterung verschaffen.
Die Spinale Ataxie
Bei der Spinalen Ataxie handelt es sich um eine "raumfordernde Veränderung des Wirbelkanals" (Dietz, Huskamp, "Handbuch Pferdepraxis", 1999), zu denen auch u.a. Sponylarthrose und Spondylose zählen. Neben traumatischen Ursachen können Nährstoffimbalancen oder Überfütterung gehören.
Sowohl bei muskulären Verspannungen, als auch bei Knochen- und Knorpel-Degenerationen übernehmen bestimmte Mineralstoffe eine Schlüsselfunktion. Hier sind an erster Stelle Magnesium und Mangan zu nennen, die nicht nur reichlich im Knochen gespeichert sind, sondern auch eine wichtige Funktion zur Entspannung der Muskulatur und der körperlichen Entsäuerung leisten. Auch Kupfer und Zink dienen der Knochen- und Bindegewebsregeneration und dem Aufbau einer funktionsfähigen Knochenmatrix, ohne die eine Calciumeinlagerung nicht möglich ist. Ein Mangel an Nährstoffen kann zu einer Degeneration der Knochensubstanz führen, wie beispielsweise Exostosen (Knochenauswüchsen, Überbeinen), aber auch zu einem massiven Knorpelabbau. In den Wirbelkanal hineinreichende Exostosen können die durchlaufenden Nervenbahnen beeinflussen. Der Körper soll die Möglichkeit erhalten jeglichen Therapieformen eine gesunde Ernährungsbasis zu bieten.
Ataxie neugeborener Fohlen
Bei Fohlen von Stuten, die entweder manganarm ernährten wurden oder bereits unter einem Manganmangel leiden ist eine möglich auftretende Ataxie Symptom einer Fehlbildung. Histologisch konnte als Ursache ein Fehlen der Otholithen im Gleichgewichtsorgan im Ohr nachgewiesen werden. Die Otholithen sind kleine mineralisierte Körnchen in einer gallertigen Membran. Diese Gallerte besteht u.a. aus Mukopolysacchariden, zu deren Synthese manganabhängige Enzyme benötigt werden. Leider sind diese Veränderung durch spätere Mangangaben nicht reversibel.
Fütterungsempfehlung bei Kissing Spines, verspannter Muskulatur oder Knochenentartungen (spinaler Ataxie):
Auf der Basis einer qualitativ hochwertigen Heufütterung (keinesfalls Silage) sollten diese Pferde maßvoll und der Leistung entsprechend mit Kraftfutter gefüttert werden. Eine gute Mineralisierung incl. der Versorgung mit Spurenelementen stellt Nr. 21 Beinhart dar. Eine rasche Entsäuerung des Gewebes kann durch basenbildende Nahrungsbausteine ermöglicht werden (siehe dazu Nr.10 Wellness). Der Nr.19 Mordskerl liefert interessante Bausteine für die Entspannung der Muskulatur.
Wichtig ist die Fütterung von Magnesium und Vitamin E zur Bekämpfung ernährungsbedingter Verspannungen. Im Nr. 7 Jungbrunnen oder Mg Magnesium liegt Magnesium in der hochverfügbaren Citrat - Form vor. Der Magnesiummangel kann bereits nach ein oder zwei Monaten ausgeglichen sein.
Die Zufütterung von Mn Mangan gestaltet sich langwieriger und sollte gerade im Fall von Kissing Spines oder Spinaler Ataxie mindestens über ein halbes Jahr aufrecht erhalten werden. Der Mangel an Mangan führt nicht nur zu Verspannungen, der die Dornfortsätze über die Muskulatur zusammenpressen kann sondern auch zu einem verzögerten oder gestörten Aufbau von Knorpelgewebe.
Um den Wiedereinstieg in Bewegungsprogramme (zum Beispiel Longieren über den Rücken) zu erleichtern, hat sich die Fütterung von Glucosaminsulfat, Teufelskralle oder natürlichem Vitamin E bewährt. Daher kann man die Bewegungtherapie gut und gerne mit der Fütterung einer Dose Nr. 3 Drachentöter beginnen.
In manchen Fälle hat sich bereits durch eine Verengung der Wirbelkörper eine Nervenentzündung ausgebildet. Bei der Regeneration von Nervenzellen sind neben Lecithin auch die Vitamine des B-Komplexes von hervorragender Bedeutung. Der Nr. 17 Feuerstrahl ist besonders reich an Vitaminen des B-Komplexes.