Laktation beim Pferd
Milch - die erste und wichtigste Nahrung des Fohlens
Wenn ein Fohlen die Welt erblickt, öffnet sich für jeden Stutenbesitzer eine ganz neue Welt. So viel Liebreiz, so viel süße geballte Energie. Sobald das Fohlen auf eigenen Beinchen stehen kann, will es bei seiner Mutter saugen. Es sucht nach der gehaltvollen, nährstoffreichen Muttermilch, die für die ersten Wochen die einzige Nährstoffzufuhr für das Fohlen ist. Ein Mangel an ausreichend Muttermilch kommt einer Katastrophe gleich.
Die Erstmilch, das Kolostrum ist besonders wichtig für das Fohlen. Nicht alleine wegen der immunstärkenden Gamma-Globuline, sondern aufgrund der im perfekten Verhältnis stehenden reichlich enthaltenen Spurenelemente. So ist der Gehalt an Zink, Kupfer, etc. im Kolostrum um ein Vielfaches höher als in der Muttermilch selbst und dient dem Fohlen als eine Art Starthilfe. Der Spurenelementgehalt der Muttermilch pro Liter sinkt nach kurzer Zeit sehr rasch ab.
Ausreichend gute Milch fürs Fohlen
Dafür ist die Stutenmilch extrem zuckerhaltig (Laktose). Mit den Laktationsmonaten sinkt der Protein-, Fett- und Energiegehalt, während der Laktosegehalt prozentual ansteigt.
Täglicher Weidegang ist wichtig
Täglicher Weidegang mit intensivem Aufwuchs, sowie zusätzliche Kraftnahrung in Form von Hafer oder Stutenergänzungsfutter sind zunächst die rein energetische Grundlage für eine ausreichende Milchproduktion. Der Energiebedarf der Stute wird mit etwa 25 Kilogramm Gras, 2 Kilogramm Heu, 2 Kilogramm Stroh, 3 bis 5 kg Kraftfutter (Hafer bzw. Stutenergänzungsfutter) gedeckt.
Der Eiweißbedarf ist ebenfalls in der Laktation stark erhöht. Limitierende Aminosäuren werden im Normalfall durch hochwertiges Gras in der früheren Aufwuchsphase gedeckt.
Gute Stutenergänzungsfutter verfügen im Allgemeinen über einen hohen Anteil an Protein. Wünschenswert wäre dabei eher eine hohe biologische Wertigkeit des darin enthaltenen Eiweißes statt eines hochprozentualen Rohproteingehalts, der unnötige Stickstoffentgiftungswege belastet. Nachteilig wirken sich auf die Leber und damit die Milchproduktion der Stute Aroma-, Süß- und Konservierungsstoffe aus.
Alternativ zu den in Ergänzungsfuttermitteln von Stuten enthaltenen Soja- oder Weizenkomponenten können hochproteinreiche Wiesencobs sein. Den Höhepunkt der Laktation erreicht die Stute mit ca. 10 Wochen. Die Produktion von Milch kann hier bis maximal 20 Liter täglich ansteigen!
Hochproblematisch: ein Mangel an Futterenergie in der Laktation
Wird der Energiebedarf der laktierenden Stute nicht ausreichend gedeckt, wird sie im Allgemeinen an die eigenen körpereignen Energiereserven gehen. Dabei werden Fettdepots mobilisiert. Die dabei freigesetzten Fettsäuren werden nur unvollständig abgebaut und es kommt zur Bildung von Ketonkörpern, speziellen Abbauprodukten, die eine übersäuernde Wirkung auf den Körper haben und sogar in der Milch nachzuweisen sind. Daher sollte in der Hochlaktation der Energiebedarf unbedingt gedeckt sein.
Spurenelemente als Cofaktoren der Milchproduktion
Auch wenn zuerst an eine optimale Energie- und Eiweißzufuhr bei der laktierenden Stute zu denken ist, sollte nicht unterschätzt werden, dass sämtliche Umwandlungsprozesse im Körper enzymatisch gesteuert werden und dabei sogenannte Cofaktoren in Form von Spurenelementen und Vitaminen eine große Rolle spielen.
Das soll heißen, dass mit einer bedarfsgerechten Zufuhr an Spurenelementen und Vitaminen der Stoffwechsel optimal in die Lage versetzt wird, aus dem angebotenen Grundfutter ausreichend und hochwertige Milch zu produzieren.
So ist im Umkehrschluss gesichert, dass ein Mangel an Spurenelementen den Milchfluss versiegen läßt. Die Menge an Spurenelementen, die der Stute gefüttert wird, geht in ganz bestimmten Verhältnissen in die Muttermilch über.
Mit einer wirklich bedarfsgerechten Versorgung an Spurenelementen kann Protein eingespart werden!
Mengenelementbedarf verdoppelt sich
Der Mineralstoffbedarf bezüglich der Mengenelemente Calcium, Phosphor und Magnesium verdoppelt sich in der Hochlaktation. Der Bedarf an Calcium steigt auf 40-60 Gramm, der Bedarf an Phosphor liegt um die 40 Gramm und Magnesium bei ca. 20 Gramm.
Für die Mineralstoffversorgung würde sich im Allgemeinen ein gutes Mineralfutter empfehlen. Oft ist jedoch auch bei guten Mineralfuttern der Bedarf und die Bioverfügbarkeit an Spurenelementen nicht ausreichend gedeckt. Die Bioverfügbarkeit hoher anorganischer Calcium-, Phosphor- und Magnesiumgaben ist absolut fraglich und der Nutzen nicht gesichert, zumal die Calciumversorgung über das Raufutter gedeckt ist. Zudem wurden die Berechnungen zur Calcium- und Phosphorversorgung unabhängig vom Einfluss einer bedarfsgerechten Spurenelementversorgung ermittelt, so dass nicht ausgeschlossen ist, dass unter einer ausreichenden Spurenelementgabe der Bedarf an Calcium und Phosphor über das Grundfutter ausreichend ist.
Die Bedarfsdeckung von Magnesium ist für die trächtige Stute (Verhinderung von zu frühen Wehen) und die laktierende Stute (besserer Milchfluss) von wesentlicher Bedeutung. Abgesehen davon ist eine hochwertige Magnesiumversorgung durch organisch gebundenes Magnesium für die Knochenentwicklung des Fohlens unentbehrlich.
Der tägliche Bedarf an Zink der hochlaktierenden (ehemals 600 Kilogramm, während der Trächtigkeit etwa 760 Kilogramm schweren) Stute beträgt im Minimum 600 Milligramm, der Bedarf an Kupfer 135 Milligramm, der Bedarf an Selen 2 Milligramm.
Da die Grundfuttermittel entsprechende Spurenelementgehalte nicht mehr annähernd aufweisen, ist eine Substitution mit Spurenelementen wie Zink, Kupfer, Selen, Mangan und Jod notwendig, wenn der Nährstoffstatus der Stute langfristig erhalten bleiben soll. Wer den Spurenelementbedarf über die Trockensubstanzaufnahme berechnet, wird mindestens zu diesem Ergebnis kommen müssen.
Nährstoffmängel werden nicht vererbt, sondern übertragen
Leider ist es in der Pferdezucht üblich, über die Berechnung von Energie, Eiweiß, Calcium oder Phosphor bei der Rationsberechnung Zink, Kupfer, Selen und Mangan auszulassen. Das hat meist eine mangelnde Substitution zu Folge, so dass dann sehr lange auf die Reserven der Stute zurückgegriffen wird. Sinkende Spurenelementgehalte im Heu, entmanganisiertes Wasser, gekalkte Böden mit hohen pH-Wert und kontaminiertes Grundfutter führen dann zu einer verarmten Spurenelementsituation, die sich von der Mutterstute auf die Tochter und dann deren Tochter überträgt. Nährstoffmängel werden nicht vererbt, sondern übertragen und zeigen sich zur Verwunderung der Pferdehalter in der Kurzlebigkeit und Instabilität mancher durchaus talentierter Pferde. Zu solchen Nährstoffmängeln im Spurenelementbereich gehören zum Beispiel verstellte Gelenke, Durchtrittigkeit, Stelzfüßchen, Bockhufe oder Hauterkrankungen.
Die Milch – Spiegel der Ernährung
Die Nährstoffsituation des Pferdes spiegelt sich in der Milchquantität- und qualität wider. Hochwertige Stoffe gelangen ebenso wie durch Fütterung aufgenommene Schadstoffe über die Milch an den Nachwuchs. Interessant ist, dass es deutliche Unterschiede beim Übergang von Nährstoffen in die Muttermilch gibt.
Bei den Vitaminen werden bei ausreichender Fütterung Vitamin B2, B6, B12 und die Folsäure in die Milch weitergegeben. Diese B-Vitamine stärken die Nervenkraft und die Hautgesundheit des Fohlens. Einen Einfluss der Fütterung von Vitamin C auf die Milch konnte im Gegensatz dazu nicht bewiesen werden. Auch die Spurenelemente gehen unterschiedlich in die Muttermilch über. Bereits in den 70iger Jahren wurden Tierversuche an verschiedenen Spezies gemacht, die zeigten, dass eine Nährstoffzufuhr mit Zink, Selen und Jod den selbigen Gehalt in der Milch erhöht. Kupfer und Mangan können durch die Fütterung bis zu einem bestimmten Grad in der Milch gesteigert werden, um so dem Fohlen zum Beispiel für einen besseren Gelenksaufbau zur Verfügung zu stehen, nur der Eisengehalt der Milch kann nicht verändert werden.
Damit eröffnet sich eine große Chance, das Fohlen über die Muttermilch optimal zu ernähren. Allerdings obliegt die Mineralienzufuhr bei der laktierenden Stute einer genauen Kenntnis des späteren Übergangs in die Milch. Im Gegensatz zu den B- Vitaminen können der Stute nicht wahllos Zink oder Selen gefüttert werden, da dadurch die Gefahr besteht, dass das Fohlen zu rasch wächst und ein mangelnder Kupfer- und Manganausgleich zu deformierten Knochen oder Chipsbildung in den Gelenken führt.
Ein ausreichend hohe Spurenelementzufuhr für die Stute bereits vor der Nierderkunft ist auch die beste Vorbeugung gegenüber Nachgeburtsverhalten oder Mastitis, der Euterentzündung, die normalerweise mit einer Antibiotikabehandlung einhergeht. Da Medikamente, wie Antibiotika, Cortison, etc. über die Milch auf den Nachwuchs übergreifen sind solche Vorfälle zu vermeiden.
Maßnahmen zur Steigerung des Milchflusses
Ist eine Stute nicht in der Lage, ausreichend Milch zu liefern, spricht man davon, die „Milch liege im Schatten“, das heißt, die Zitze wirft einen Schatten auf das Euter, weil jenes nicht prall ist. Durch spezifische Ernährungsmaßnahmen kann der Milchfluss erhöht werden. Dazu eignet sich die Kombination aus speziellen Kräutern, einer hochbioverfügbaren Spurenelementkombination und genügend Energie und Eiweiß aus der Futterration.
Mehr Information zur Verbesserung der Milchleistung
Dr. Susanne Weyrauch -Wiegand 2011 überarbeitet 2019