Gesundheit von Knochen und Sehnen
Der Knochen ist ein lebendiges Gewebe!
Knochenprobleme beim Pferd haben von ihrem Schrecken nichts verloren, auch wenn heute dank großer Fortschritte der Medizin und ihrer Operationstechniken oft „nur“ lange Stehzeiten entstehen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Heilung von Knochenschäden stark durch die Ernährung beeinflussbar ist.
1. Fütterung bei Knochenschäden
Der Begriff Knochen ist bei uns eng mit der Vorstellung eines Skeletts aus der Geisterbahn oder dem Totenkopf auf der Piratenflagge verbunden.
Diese Knochen vermitteln uns den Eindruck von starrem, totem, kalkhaltigem Gewebe. In Wirklichkeit ist der der Knochen ein lebendes und stoffwechselaktives Gewebe, das sich in einem ständigen Auf- und Abbau befindet. Ein anschauliches Beispiel für diese Stoffwechselaktivität stellt die rasche Entkalzifizierung des Knochens bei mangelnder Belastung sowie die Bildung von Überbeinen (Exostosen) nach einer Verletzung dar.
Der Knochen ist reich an Mineralien
Der Knochen besteht aus etwa 25 % Wasser, 25% organischen Stoffen (darunter das Protein Ossium) und 50% Mineralien, von denen meist nur Calcium, Phosphor und in den seltensten Fällen Magnesium erwähnt wird.
Nicht unerhebliche Mengen an Spurenelementen, allen voran Mangan und Kupfer, sowie Zink, Silizium, Bor, Eisen, Kalium, Natrium, Chlor und Fluor sind ebenso im Knochen lokalisiert und an seinem gesunden Aufbau beteiligt. Auch Barium und Strontium sind angereichert im Knochen zu finden.
Dieser Mineralstoffreichtumg machte Knochenmehle interessant für die Düngung aber auch für die Verfütterung an Nutztiere, u.a. auch Pferde. Der Erfolg der Verfütterung von Knochenmehlen ist unbestreitbar. Seit dem Verbot von Knochenmehlen durch den BSE - Skandal im Jahre 1996 fehlt diese nutritive Unterstützung auch in der Pferdefütterung. Daher muss heutzutage deutlich mehr Wert auf die Mineralisierung des Pferdes als noch in den 90iger Jahren gelegt werden.
Stabilität durch Verflechtung organischer und anorganischer Masse
Die Knochenmasse ist aus einer dicken äußeren Knochenschicht gebildet und umgibt einen inneren Kern aus Knochenbälkchen. Dieses schwammartige Füllmaterial dient der Stabilität des Knochens ohne ihn schwer zu machen und schützt den Knochen vor Verformung. Jeder Knochen ist von der sensiblen und mit Nerven und Blutgefäßen durchzogenen Knochenhaut umgeben. In den großen Knochen befindet sich das Knochenmark, ein fettiges Gewebe, das der Blutbildung dient.
Die Knochenmatrix
Der Knochen unterliegt einem ständigen Auf- und Abbau, an dem die Osteoblasten (knochenbildende Zellen) und die Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) beteiligt sind. Die Osteoblasten bauen die Knochenmatrix auf, das Gewebe, das später mineralisiert wird. Zu den wesentlichen Bestandteilen der Knochenmatrix zählen Mukopolysaccharide und kollagene Fasern. Das erklärt die Notwendigkeit und Anwesenheit hoher Kupfer- und Manganmengen sowie Silizium für die Knochenbildung und Regeneration.
Fütterung bei Knochenschäden
Wenn nun aber ein Pferd aufgrund eines Knochenbruchs zur Bewegungslosigkeit verurteilt wird, darf man sich fragen, wie der Knochen denn heilen soll, wenn Calcium aus dem Knochen wandert.
Die Heilung von Pferden mit Knochenschäden (Knochenbruch, Knochenfissur, Strahlbeinauflösung, Überbeine, deformierende Osteoarthropathien) ist abhängig von der bedarfsgerechten Nährstoffversorgung bezüglich knochenrelevanter Nährstoffe wie der Vitamine D und K. Von noch wesentlich höherer Bedeutung sind die beiden Spurenelemente Kupfer und Mangan, die noch weit vor einer etwaigen Calciumgabe zu beachten sind, zumal die Heuration ausreichend Calcium und Phosphor enthält, was Grundlagenwissen des nutritiv gebildeten Therapeuten sein sollte. Auch wenn deutlich erhöhte Gaben von Kupfer und Mangan nötig sind, dürfen die Relationen zu Zink und den anderen Spurenelementen nicht außer Acht gelassen werden.
Auf dieser Basis hat der Körper alle Möglichkeiten und auch ein vitales Interesse, Knochenschäden selbst und zeitlich auf schnellstmöglichem Weg zu reparieren.
Merke: Magnesium ist das bessere Calcium
Auch Magnesium spielt in der Gesundheit des Knochens eine erheblich Rolle. Immerhin wird ein Großteil des gesamten Körpermagnesiums im Knochen gespeichert. Da der Knochen als Vorratskammer für Magnesium dient und diese Speicher bei beanspruchten oder nachlässig mineralisierten Pferden oft angebraucht sind, hat man festgestellt, dass viele Pferde bereits mit einem Magnesiummangel in den Zustand des Patienten mit Knochenfissuren, Knochenbrüchen oder Knochendeformationen geraten. Daher ist eine kurmäßige Magnesiumgabe gerade am Anfang der Stehphase positiv und lässt viele Pferde ihr Schicksal besser ertragen. Fehlt eine entsprechende Mineralisierung können diese Probleme Arthrosen nach sich ziehen.
Wichtig für den Knochen ist auch das Spurenelement Bor, das bislang nur als pflanzenrelevant betrachteter Nährstoff vor allem in Traubenschalen und Traubenkernextrakten enthalten ist.
Der Bedarf an Vitamin K, welches eine aktive Roller bei der Entwicklung der Knochenfestigkeit spielt, weil es an der Bildung von Osteocalcin, einem wichtigen Moderator der Knochenbildung, beteiligt ist, wird beim Pferd im Allgmeinen durch frisches Grün gedeckt. Steht das Pferd und steht kein frisches Gras zur Verfügung sollte zusätzlich Vitamin K1 zugefüttert werden.
Der Bedarf an Vitamin B6, welches ebenso eine große Bedeutung beim Knochenaufbau hat, wird vom Pferd nur dann selbst gebildet, wenn es über eine gesunde Darmflora verfügt. Der Vitamin B6 –Stoffwechsel ist an Zink gebunden.
Hier finden Sie den dr. Weyrauch Fütterungsvorschlag bei Knochenproblemen: Knochengesundheit
2. Fütterung bei Sehnenschäden
Die bindegewebsreichen und stabilen Sehnen sind die Verbindung zwischen den Muskeln und den Knochen. Sehnenschäden gelten als sehr langwierig weil sich das Gewebe aufgrund seiner Zellarmut nicht so schnell regenerieren kann.
Ein sich langsam regenerierendes Gewebe
Sehnen bestehen wie alle Binde- und Stützgewebe aus Zellen und der dazwischenliegenden Substanz (Interzellularsubstanz), in die hauptsächlich kollagene, also eiweißhaltige Fasern eingelagert sind, die der Sehne die Festigkeit geben. Für den Aufbau des kollagenen Gewebes werden große Mengen an Kupfer und Silizium benötigt. Mangan unterstützt dabei die Proteoglykansynthese.
Liegt dem Sehnenschaden eine Überhitzung zugrunde (zu lange und zu viel einbandagiert, Überhitzung unter den Gamaschen), können großflächig Eiweißstrukturen denaturiert und so geschädigt werden. Man muss sich so auf einen langwierigen Heilungsprozess einstellen.
Eine lockere Muskulatur erleichtert die Heilung
Es ist gut vorstellbar, dass auf die Sehnen eine große Spannung ausgeübt wird, vor allem wenn bereits eine verspannte Muskulatur vorliegt. Um die Heilung bei Sehnenschäden zu unterstützen, sollten Nährstoffe gefüttert werden, die zu einer Lockerung der Muskulatur beitragen können, sogenannte muskelrelaxierende Nährstoffe, zu denen Magnesium, natürliches Vitamin E, Selen und vor allem Mangan zählen.
Mit Kräutern gegen Sehnenentzündung (Tendinitis)
Entzündungswidrige Kräuter wie Hagebutte, Estragon oder der siliziumreiche Schachtelhalm und Bambusextrakt oder Eisenkraut haben sich bei der Regeneration des Sehnengewebes seit langem bewährt.
Aber auch Kollagenhydrolysat und Nucleotide tragen zur Wiederherstellung angegriffenen Sehnengewebes bei.
Grundsätzlich sollte zur Diagnose des Tierarztes ein Physiotherapeut hinzugezogen werden, der etwaige Blockaden löst und mögliche Fehlbelastungen ausgleicht.
Bei Sehnenschäden kann der Pferdebesitzer durchaus aktiv werden. Tägliche Wasseranwendungen, feuchtwarme Wickel mit Kräuterlösungen oder homöopathischen Salben unterstützen den Entzündungsverlauf und transportieren Schlacken ab.
Hier finden Sie mehr detaillierte Information zum Thema Sehnenproblemen: Sehnengesundheit
3. Fütterung bei Boxenruhe
Schwere Verletzungen, Sehnenschäden, Operationen oder gar Knochenbrüche sind Gründe, warum Pferde zu mehrwöchiger Boxenruhe verurteilt werden. Pferde gewöhnen sich oft schneller als ihre Besitzer an diesen Umstand. Was sich nun aber gravierend ändern muss, ist die Fütterung.
Grundlegende Fütterungshinweise für Pferde, die stehen müssen
Die Getreide- bzw. Kraftfutterzufuhr ist jetzt nicht mehr notwendig, da die Bewegungsarmut in der Box einen sehr niedrigen Energiebedarf zur Folge hat. Man spricht hier vom Erhaltungsbedarf, der sich aus „Minimalbedarf“ und „Energiebedarf für die Futteraufnahme, Wärmeregulation, Verdauungstätigkeit und Muskelarbeit“ zusammensetzt.
Dieser liegt beim 600 Kilogramm schweren Warmblutpferd um die 70 MJ. Durch eine reine Rohfaserfütterung von etwa 1,2 bis 1,5 kg Heu pro 100 Kilogramm Körpergewicht und drei bis vier Kilogramm Futterstroh ist der Erhaltungsbedarf bezüglich der Energie gedeckt. Eventuell können auch getreidefreie, stark rohfaserhaltige Ergänzungsfuttermittel dazugefüttert werden.
Die getreidefreie Fütterung hat den Vorteil, dass die Pferde nicht verfetten, nicht übersäuern und beim späteren Anführen ihr Temperament zügeln können.
Problem bei der Boxenruhe: die Knochenentkalzifizierung
Mit der Bewegungslosigkeit beginnt die Entkalzifizierung der Knochen. Die geringe Belastung der Muskulatur führt zu einem starken Verlust an Calcium im Skelett, welches allerdings später, wenn die Muskulatur wieder belastet wird, wieder eingelagert wird.
Dieser Entkalzifizierung kann mit Calciumgaben nicht entgegengewirkt werden. Abgesehen davon ist der Calciumbedarf, der bei oben genanntem Pferd bei etwa 30 Gramm liegt, reichlich durch das Raufutter, speziell das Heu, rechnerisch hinreichend gedeckt.
Die richtige Mineralisierung des Pferdes stellt in dieser Phase eine echte Herausforderung für die Fütterung dar. Der Bedarf des Pferdes an nicht-energieliefernden Nährstoffen besteht weiterhin, kann aber durch die geringe Fütterungsmenge nicht gedeckt werden. Zudem kommen erhöhte Bedarfe zum Zwecke der Geweberegeneration und Heilung hinzu.
Ungeeignet sind calciumreiche Mineralfutter, wie sie für die Zucht eingesetzt werden. Calcium verdrängt als Antagonist die jetzt gerade so wichtigen Spurenelemente wie Zink, Mangan oder Kupfer. Letztere beide sind für die Regeneration des Bindegewebes (z.B. Sehnengewebe, Knorpelgewebe) und des Knochens unentbehrlich, da die Knochenmatrix ebenso wie das Sehnen- und Knorpelgewebe reich an Kollagen und Mukopolyssacchariden ist. Die Bildung von Kollagen und Mucopolysacchariden ist eng an das Vorhandensein oben genannte Spurenelemente gebunden.
Daher steht an erster Stelle die Mineralisierung mit Magnesium, welches reichlich und in hoch Bio verfügbarer Zitat von gefüttert werden sollte. Der Vorteil der Citratform ist die schnelle Durchwanderung der Zellen, wobei auf dem Weg die Zitronensäure im Citronensäurecyclus in CO2 und H2O veratmet wird und das Magnesium der Zelle sofort zur Verfügung steht.
Die Stehzeit sollte genutzt werden um das Pferd reichlich und ausführlich mit den Spurenelementen zu versorgen.
Zink für die Wundheilung
Das gilt ganz besonders für Pferde, die eine schlimme Verletzung hatten oder nach Operationen gefüttert werden sollen. Hier sorgt ausreichend Zink für die Stabilisation des Immunsystems und die zuverlässige Wundheilung. Hohe Zinkgaben fördern die Zellneubildung und damit –regeneration für eine schnelle Heilung zerstörten Gewebes.
Unterstützung durch Kräuter
Selbstverständlich sollte die Ration des stehenden Pferdes mit Kräutern angereichert werden. Verdauungsfördernde Kräuter wie Anis und Fenchel können Koliken vorbeugen, Artischocke und Mariendistel entlasten die Leber, was gerade den Pferden zugute kommt, die medikamentös behandelt wurden. Die Unterstützung der Atemwege ist beim stehenden Pferd genau so sinnvoll, wie die allgemeine Stoffwechselunterstützung für einen besseren Heilungsprozess.
Kräuter wirken nicht selten entzündungswidrig, antioxidativ und befreien den Körper und ganz speziell das Bindegewebe von Schlacken und überschüssigen Säuren für eine schnellere Regeneration.
Spezielle Kräuter können beruhigend auf das Nervenkostüm einwirken und die erste Zeit beim Anführen der Pferde im Schritt gute Dienste leisten.
Saftfutter während der Stehzeit
Wer die Gelegenheit hätte, etwas frische Möhren (3 kg pro Tag) oder auch mal alle drei Tage ein Mash (500 bis 1000g vor der Wasserzugabe) zu füttern, würde dem Pferd sicherlich eine Aufmunterung bieten. Ebenso ist frisch geschnittenes Gras (Länge über 30 cm) in Maßen (höchstens 5 Kilogramm ) eine willkommene Abwechslung und liefert wie auch die Möhren ß-Carotin, das zur Knochenregeneration nicht fehlen sollte. Wer fürchtet, sein Pferd könnte zu sehr abmagern oder würde ohne Krippenration verzweifeln, kann mit getreidearmen Müslis (z.B. Nr. 20 Sonnenberg) nichts falsch machen.
Hier finden Sie detaillierte Information zum Thema Stehzeit beim Pferd: Boxenruhe
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Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand © 2011 überarbeitet 2020