Weizenkleie - ein Mühlennachprodukt

Kleie - reich an leichtverdaulichen Ballaststoffen

In der Pferdefütterung nimmt die Weizenkleie seit Jahrhunderten eine ganz besondere Stellung ein. Sie ist und war die Basis traditioneller Mash Zubereitungen, wenn die Pferde nach harter Arbeit oder Krankheit wieder zu Kräften kommen sollten. Durch ihre verdauungsfördernde Wirkung gilt sie als Möglichkeit, Koliken vorzubeugen und gilt daher als diätetisches Futtermittel.

Die Weizenkleie hat sich einen schlechten Ruf erworben durch einen Fütterungsfehler, der vor mehr als 100 Jahren in den damaligen Getreidemühlen gemacht wurde.

Es waren Müller und ihre Gehilfen, die ihren Pferden die beim Getreidemahlen anfallende Weizenkleie als alleiniges Kraftfutter (davon mehrer Kilogramm am Tag) verfütterten und so einen enormen Phosphorüberschuss in der Futterration erwirkten (Müller- oder Bäckerpferdekrankheit). Aus diesem Grund hält sich bis heute das unsinnige Gerücht, Mash dürfte man nicht täglich füttern. Tatsächlich ist es unproblematisch einem Pferd bis zu einem Kilo am Tag an Weizenkleie zu füttern.

Weizenkleie ist nährstoffreich und verdauungsunterstützend

Die Weizenkleie besteht aus den Schalen, der Aleuronschicht und dem Weizenkeim des Weizenkorns. Die Samenschale umgibt und schützt den im Innern des Weizenkorn liegenden Pflanzenembryo. Die Fruchtschale umgibt die Samenschale. Die Aleuronschicht trennt den Mehlkörper von der äußeren Schale. Der Keimling wird indirekt durch die Aleuronzellen mit Nährstoffen ausgestattet.

Bei der Getreideverarbeitung entsteht durch Absieben des gemahlenen Mehls die Kleie als sogenanntes Mühlennachprodukt. In der Kleie sind fast grundsätzlich 80 % aller ernährungsphysiologisch wertvollen Stoffe enthalten. Kleie ist reich an Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen.

Bei den energieliefernden Nährstoffen zeichnet sich die Weizenkleie vor allem durch den hohen Gehalt an die Hemizellulosen, aber auch Cellulose und Pektin aus (Rohfasergehalt fast 15 %). Sie gilt mit einem Stärkeanteil von etwa 15 % stärkearm. Der Proteingehalt jedoch liegt mit fast 16 % relativ hoch. Durch den enthaltenen Keimling liegt der Fettanteil bei etwa 4,6 %. Weizenkeimöl gehört zu den wertvollsten Fetten in der tierischen und menschlichen Ernährung. Es ist extrem reich an Vitamin E.

Weizenkleie muss trocken gelagert werden, das sie durch ihre Quellfähigkeit leicht Feuchtigkeit aufnimmt und verderben kann. Gefüttert wird sie vorwiegend als feuchte Zubereitung.

Kleie als Magnesium- und Phosporquelle

Bemerkenswert an der Kleie ist der hohe Mineralstoffgehalt. Hervorzuheben sind hierbei der Gehalt an Magnesium mit fast 5 g pro Kilo.  Da in der heutigen Zeit eher zu einer stärkearmen Ernährung tendiert wird, brilliert die Weizenkleie durch ihren hohen Phosphorgehalt von ca 11 g pro Kilo.

Kleie liefert dem Pferd schmackhafte Energie, die den Verdauungstrakt keinesfalls belastet, da sich aufgrund des hohen Rohfaseranteils der Aufwand an enzymatischen Verdauung in Grenzen hält. Weizenkleie wirkt leicht abführend. In Kombination mit Leinsamen als schmackhaftes Mash oder in Kombination mit Zuckerrübenschnitzel kann Weizenkleie täglich gefüttert werden.

Der Unterschied zur Haferschälkleie

Obschon gerade der Hafer im Vergleich zu Weizen für Pferde das absolut besser geeignete Kraftfutter ist, brilliert die Haferschälkleie im Gegensatz zur Weizenkleie nicht unbedingt durch eine besonders gute Nährstoffzusammensetzung.

Die Haferschälkleie ist ein extrem rohfaserreiches Produkt, welches gerne in der Futtermittelindustrie als billiger Rohfaserlieferant eingesetzt wird und vor allem aus Teilen der Schale und aus Kleie besteht. Der Anteil an Rohfaser ist mit ca. 25 % wesentlich höher und fast doppelt so hoch wie der von Weizenkleie, der nur bei ca. 13 % liegt.

Der Anteil an Rohasche, der auch für die Menge an Mineralstoffen in einem Futtermittel steht, ist bei der Haferschälkleie mit ca. 6 %  deutlich unter der Weizenkleie mit 6,5 %. Auch im Fett- und Proteingehalt ist die Weizenkleie der Gewinner. 

Die essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin, Cystin und Threonin, sowie Tryptophan sind in der Weizenkleie reichlicher zu finden als in der Haferschälkleie.

Bei der Zubereitung von Mash macht es also ganz wenig Sinn, Haferschälkleie einzusetzen, da der diätetische Effekt fehlt, den die Weizenkleie seit Jahrhunderten bietet.

 

Gleichzeitige Fütterung von Weizenkleie und Mineralstoffen ist unbedenklich

Immer wieder wird gefragt, ob man Mash oder andere weizenkleiehaltigen Futtermischungen zusammen mit Mineralien füttern kann. Die Antwort lautet eindeutig ja.

Weizenkleie enthält ca. 30 bis 35 g Phytinsäure pro Kilogramm. Die Verbindung aus Cyclohexanhexol und Phosphorsäure dient bei Pflanzen als Speicher für Mineralstoffe und Spurenelemente (Phytat - Salz der Phytinsäure). Die Phytinsäure ist dabei das Anion und ein Reservoir an notwendigem Phosphat. Zahlreiche Elementen wie zum Beispiel Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Mangan oder Barium sind das Kation.

Für die Pflanze stellt Phytat eine Möglichkeit dar, Mineralien und Phosphat in der Pflanze sicher aufzubewahren und bei Bedarf (Keimung) abzurufen. So werden wichtige Mineralien und Phosphat im Samen für die spätere Entwicklung der Pflanze gespeichert. Die Mineralien, die von der Phytinsäure gebunden sind, sind also bereits im Produkt vorhanden, können aber im Rahmen der Verdauung nicht so gut resorbiert (herausgelöst) werden.

Daher ist eine phytinreiche Fütterung, auch wenn von Natur aus sehr viele Mineralstoffe enthalten sein mögen, rechnerisch nicht so reich an für den Körper verfügbaren Mineralstoffen wie analysiert werden kann.  Jene haben erst im späteren Teil des Dünndarms und auch des Dickdarms die Chance wenn, dann mikrobiell abgebaut zu werden.

Das hat aber ganz und gar nichts mit der Verfügbarkeit zugeführter Mineralien über das Mineralfutter und der Fütterung von Weizenkleie zu tun.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2016 überarbeitet 2023©

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