Zuckerrübenschnitzel

Die Zuckerrübe ist ein traditionell bewährtes Futtermittel

Aufgeweichte Zuckerrübenschnitzeln gehören als ein traditionelles Pferdefuttermittel zur sogenannten Saftfütterung. Zuckerrübenschnitzel sind gerade im Winter eine willkommene Alternative zum nicht mehr vorhandenen frischen Gras. Sie sind extrem leichtverdaulich, eiweißarm und rohfaserreich.

Zusammen mit Weizenkleie stellen sie ein günstiges Kraftfutter für Pferde dar, das zwar viel Energie liefert, aber nicht in den Kopf geht.

Ein "Abfallprodukt" aus der Zuckerindustrie

Zuckerrüben wurden über Jahrzehnte hinweg auf ihren hohen Zuckergehalt gezüchtet. Den höchsten Zuckergehalt (ca. 20 %) haben die Zuckerrüben im Oktober. Kurz zuvor beginnt die Ernte und die Verarbeitung, die bis Dezember abgeschlossen sein sollte. Durch die Lagerung verringert sich durch Veratmung der Zuckeranteil. Aus diesem Grunde werden die Rüben sehr schnell verarbeitet.

Die Zuckerrüben werden zunächst in Schwemmrinnen gewaschen. Mit Calciumoxid wird das Waschwasser auf einen  basischen pH-Wert von 10-12 angehoben. Es erfolgt das Zerkleinern in Schneidmaschinen. Die Saftgewinnung aus den Rübenschnitzel erfolgt durch Extraktion. Dabei wird das Extraktionswasser auf einen pH-Wert von ca. 5,8 eingestellt und kurz auf 70° erhitzt, um schließlich über eineinhalb Stunden bei 70° extrahiert zu werden.

Der entstandene Rohsaft wird mit Kalk gereinigt, eingedampft und der dann entstandene Dicksaft schließlich kristallisiert. Als wertvolles Nebenprodukt entstehen dabei die Melasse und die Zuckerrübenschnitzel als für das Pferd relevante Futtermittel.

Nach der Extraktion werden die Zuckerrübenschnitzel gepresst und in Trommel- oder Verdampfungstrocknern zu Trockenschnitzeln mit einem Trockensubstanzgehalt von 90 % getrocknet. Melassierte Trockenschnitzel bzw. Melasseschnitzeln entstehen, wenn den Trockenschnitzeln zusätzlich Melasse zugeführt wird. Während Zuckerrübenschnitzel einen Zuckergehalt von 5 % aufweisen, verfügen Melasseschnitzel doch über 20 % Zucker. Zuckerrübenschnitzel werden im Allgemeinen als Pellets in den Verkehr gebracht.

Ernährungsphysiologischer Wert der Zuckerrübe

Zuckerübenschnitzel zeichnen sich, was die Energielieferung betrifft, durch einen sehr hohen Anteil an Pektin (25%) sowie Hemizellulosen aus. Die Verdauung findet mikroorganismenbasiert hauptsächlich am Ende des Dünndarm, ansonsten im Blind- und Dickdarm des Pferdes statt. Obschon der Proteingehalt von Rübenschnitzel gering ist, zeichnet sich dieses wertvolle Nebenprodukt der Zuckerherstellung durch seinen überaus hohen Lysin Gehalt (5,9 g/ Kilogramm) aus. Die Aminosäure Lysin gilt als limitierend in der Pferdefütterung.

Fütterungsempfehlung

Unabhängig davon, ob es sich um Trockenschnitzel oder Melasseschnitzel handelt, müssen die Pellets weit über 6 Stunden mit kaltem Wasser eingeweicht werden. In dieser Zeit quellen die Pellets. Die Rübenschnitzel nehmen an fast zehnfacher Masse zu. Das Verfüttern von trockenen, uneingeweichten Rübenschnitzeln ist für Pferde unzulässig weil lebensgefährlich!

Besonders gut lassen sich Zuckerrübenschnitzel mit Weizenkleie und/oder Hafer kombinieren. Sie dienen dem Pferd als energiereiche, hochverdauliche, stärke- und proteinarme Ergänzungen zu Heu und Stroh.

Der Einsatz von Zuckerrübenschnitzeln macht vor allem dann Sinn, wenn Pferde zunehmen sollen ohne davon durchzudrehen. Das ist sehr oft im Winter der Fall. Pro Pferd und Tag können 250 bis 500g Zuckerrübenschnitzel aufgeweicht werden. Die entstandene Menge wird auf zweimal verteilt.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2016©

Quelle: Belitz, Grosch, Schieberle "Lehrbuch der Lebensmittelchemie" 6. Aufl. 2007

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