Die Gesetze der Ernährung
Eine junge Geschichte
Die Fütterung von Pferden wird zwar seit über 2000 Jahren praktiziert, die wissenschaftliche Forschung an diesem Thema ist aber noch sehr jung.
Die allgemeine ernährungswissenschaftliche Forschung begann erst im 19. Jahrhundert mit dem Chemiker Lavoisir (1743-1794), der die ersten experimentelle Untersuchung zum Stoffwechsel machte. Justus von Liebig (1803-1873) entdeckte die Hauptnährstoffe und Hennberg (1825-1890) entwickelte die Weender Analyse. Erst um 1900 wurden Aminosäuren, Vitamine und Spurenelemente erforscht. Im 20. Jahrhundert wurden Vitamin C (1928), Vitamin E (1938) oder beispielsweise Vitamin B12 (1948) entdeckt.
An unseren Universitäten kam erst ab 1960 die Grundlagenforschung zur Tierernährung so richtig in Gang. Um 1970 verfasste Professor Kirchgessner das Werk „Tierernährung“ und Professor Meyer schrieb das Werk „Pferdefütterung“.
1996 wurde die Bedeutung der Sekundären Pflanzenstoffe aus Kräutern für die Gesundheit wissenschaftlich bewiesen. In genau dieser Zeit wurde die antioxidative Wirkung von Vitamin E, C und ß-Carotin als natürliche Antioxidantien aufgedeckt.
Das ist nicht einmal 20 Jahre her!
Gesetzmäßigkeiten der Ernährung
Es ist sehr interessant, dass die Grundlagen der Ernährung für alle Lebewesen mehr oder weniger gleich sind. Selbst in der Ernährung von Pflanzen finden wir überraschende Übereinstimmungen.
Justus von Liebig, einer der bedeutendsten deutschen Naturwissenschaftler entwickelte die „Mineralstofftheorie“, auch als „Minimum-Gesetz“ bekannt. Er postulierte, dass die Entwicklung von Pflanzen auf den knappsten Nährstoff im Boden begrenzt ist.
D.h., ist nur ein Nährstoff im Mangel, bremst das die Entwicklung des gesamten betroffenen Individuums unabhängig vom Vorhandensein der andern Nährstoffe!
Daraus folgerte von Liebig: eine Ernährung wird dann erst wirklich effizient, wenn derjenige Nährstoff zugeführt wird, der tatsächlich fehlt. Eine überhöhte Nährstoffzufuhr bringt keinen weiteren Nutzen. Das Liebigsche Minimumgesetz lässt sich ohne Weiteres auf die Ernährung aller Lebewesen übertragen.
Übertragung der Erkenntnisse von Justus von Liebig
Der Nährstoffbedarf stellt sich wie ein mit Wasser gefülltes Fass dar. Die einzelnen Fassdauben (als Dauben bezeichnet man die Längshölzer in der Herstellung von Holzfässern) stehen für die einzelnen Nährstoffe. Der am geringsten vorhandene aber notwendige Nährstoff wird als Minimumfaktor bezeichnet. Er stellt sich am Beispiel des Fasses als verkürzte Fassdaube dar. Hier kann Wasser entweichen, symbolisch als Zeichen für das sinkende Ernährungsniveau.
Wird jedoch genau dieser Nährstoff zugeführt, verlängert sich die Daube, der Wasserstand steigt und damit auch das gesamte Ernährungsniveau bis zu dem nächsten Minimumfaktor.
Nährstoffbedarf und Nährstoffzufuhr
Der Nährstoffbedarf ist ein geschätzter, zuverlässiger Mindestwert, der die Wahrscheinlichkeit von mangelbedingten Erkrankungen senkt. Demgegenüber steht die Nährstoffzufuhr. Sie ergibt sich aus der Summe aller durch Futteraufnahme zu verdauenden Nährstoffe.
Der tägliche Nährstoffbedarf sollte also durch eine entsprechende Nährstoffzufuhr ausgeglichen sein. Dann spricht man von einer nährstoffbilanzierten oder bedarfsgerechten Ernährung.
Wie entsteht ein Nährstoffmangel?
Wird der Nährstoffbedarf für einen Nährstoff eine Weile nicht gedeckt, so kommt es zu einem Nährstoffmangel. Wird ein Nährstoff weit über den Bedarf zugeführt, handelt es sich um einen Nährstoffüberschuss. Typische Nährstoffüberschüsse treten bei den energieliefernden Nährstoffen wie Fett, Stärke oder Eiweiß auf. Auch Vitamin A oder Vitamin D, Calcium und Phosphor werden in der Regel etwas über dem Bedarf aufgenommen.
Ein fehlender Nährstoff kann früher oder später den Stoffwechsel beeinträchtigen. Der sich schleichend entwickelnde Nährstoffmangel führt meist erst zu Leistungseinschränkungen, Müdigkeit und zeigt sich dann in ernsthaften Erkrankungen wie Immunstörungen, Allergien, Hauterkrankungen, Knochenbildungs-, Muskel- und Fruchtbarkeitsstörungen.
Langfristige Nährstoffmängel können sich manifestieren
Da ein Nährstoff nicht einfach durch einen anderen ersetzt werden kann, muss genau dieser fehlende Nährstoff zugeführt werden.
Bei leichten Mängeln ist ein Erholungseffekt rasch zu beobachten. Bei starken oder schon länger bestehenden Mängeln können bereits ernstliche Erkrankung entstanden sein.
Hier dauert es nicht nur länger, bis die Depots wieder aufgefüllt sind, sondern im schlimmsten Fall kann sich ein aus dem Nährstoffmangel resultierende Erkrankung manifestieren.
Die Kunst der Fütterung liegt darin, das Pferd frühzeitig bedarfsgerecht zu füttern und fehlende Nährstoffe zu ergänzen.
Was langsam kommt – das langsam geht - der Zeitfaktor
Nährstoffmängel im Bereich von Energie, Eiweiß oder Vitaminen können rasch ausgeglichen werden, Nährstoffdefizite im Bereich von Mineralstoffen (darunter vor allem Spurenelementdefizite) sind auch nach Jahren noch nachweisbar, da die Speicherorgane wie Knochen und Bindegewebe entleert sind und sich erst sehr langsam füllen.
Glücklicherweise ändert sich nach der richtigen Fütterungsumstellung das Allgemeinbefinden des Pferdes in jedem Fall rasch, veränderter Fellglanz und eine bessere Ausstrahlung können beobachtet werden.
Ebenso können sich Pferde im Umgang ändern, werden gelassener, vertrauensvoller, arbeitswilliger und leistungsbereiter. Schwere Nährstoffmängel gehen mit Rückschlägen vor allem in der Zeit des Fellwechsels einher und erfordern eine teilweise mehrerer Monate bis Jahre konsequente Beifütterung spezieller Nahrungsbestandteile.
Vorteile natürlicher Futterkomponenten
Gesetzliche Vorschriften im Futtermittelbereich lassen nur die Einmischung vorbestimmter Nährstoffe zu und begrenzen damit die Zulage vieler lebenswichtiger Nährstoffe wie Bor, Chrom oder Vanadium. Damit können verschiedene Nährstoffe, für die in bestimmten Situationen ein Mehrbedarf entsteht, nicht direkt in das Futter gemischt werden.
Die einzige Chance, solche Nährstoffe zuzuführen besteht in der Verfütterung und Verwendung von natürlichen Futterkomponenten, die über ein spezielles Nährstoffspektrum verfügen. Dazu gehören Kräuter, Gewürze (Silizium, Schwefel, Chrom), Melasse (Chrom), Traubenkomponenten (Bor) und Öle (Vanadium).
Weitere Futterkomponenten wie Hefen, Kräuter oder Algen bereichern die Futterration um hochverfügbare Nährstoffe, die der Organismus durch eine herkömmliche Futterration im Normalfall nicht erhält.
Diese naturnahen Nährstoffe haben große Vorteile, sind aber nicht in der Lage gezielt Nährstoffmängel auszugleichen oder bestimmte Bedarfssituationen (zum Beispiel im Bereich der vorrangigen Spurenelementversorgung mit den Spurenelementen Zink, Kupfer, Mangan und Selen) auszugleichen.
Zufuhr synthetischer Zusatzstoffe und anorganischer Mineralien
Ein großer Vorteil natürlicher Futterbestandteile im Vergleich zu zugesetzten anorganischen Mineralstoffen oder künstlichen Vitaminen ist die bessere Verfügbarkeit für den Organismus.
Auch wenn diskutiert wird, ob künstlich hergestellte oder anorganische Stoffe nicht auch eine Mehrbelastung für den Körper sind, sollte man sich nicht darüber wegtäuschen lassen, dass eine unzureichende Bedarfdeckung an diesen Stoffen einen wesentlich größeren Schaden anrichtet als die bedarfsgerechte Fütterung obiger Nährstoffe.
Wechselwirkungen
„Viel hilft viel“ ist ein Teil der gesamten Wahrheit. Im Falle schwerer Nährstoffmängel oder im Rahmen der orthomolekularen Medizin kann es sinnvoll sein, kurzfristig stark über dem Bedarf liegende Nährstoffgaben zu füttern, z.B. Zinkfütterung bei nachgewiesenem Zinkmangel und Juckreiz.
Unter den Nährstoffen gibt es aber sogenannte Verdrängungswirkungen. So führen zum Beispiel hohe Calcium- und Magnesiumgaben langfristig zu einer Verdrängung der Spurenelemente. Daher ist eine zu hohe Calciumsubstitution außer in Zeiten von Wachstum, Trächtigkeit oder Laktation nicht immer von Vorteil.
Einzelne Spurenelementgaben führen langfristig zu Verdrängung anderer Spurenelemente. Daher muss die Fütterung auf eine Ausgewogenheit aller Spurenelemente untereinander ausgerichtet sein.
Am Beispiel von Vitamin A, Vitamin B1 oder B6 wird sichtbar, dass eine erhöhte Zufuhr nur unter entsprechender Bedarfsdeckung von Spurenelementen wie Zink, Mangan oder Kupfer Sinn macht, da eine Verstoffwechselung sonst langfristig nicht sinnvoll ist. Überhöhte Gaben synthetischer Vitamine können den Stoffwechsel unnötig belasten.
Grundlegendes Ernährungsverständnis
Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die in der Fütterung immer berücksichtigt werden sollten und so den Ernährungserfolg verbessern. Dazu gehört an erster Stelle eine bedarfsgerechte, also nährstoffbilanzierte Ernährung. Selbstverständlich ist auf eine ausreichende Wasserzufuhr zu achten, die beim Pferd zwischen 20 und 70 Litern liegen kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die weitestgehende Vermeidung von Noxen, also potentiell schädlichen Stoffen wie Chemikalien, sowie von Toxinen (zum Beispiel aus kontaminierten Futtermitteln). Toxine, Noxen und letztendlich alle Stoffe, die dem Organismus biochemisch fremd sind, erfordern bei der Ausleitung aus dem Organismus eine ganze Kaskade von Stoffwechselvorgängen, die mikronährstoffabhängig sind.
Energiebedarf in Relation zum Nährstoffbedarf
Die Arbeitsbelastung unserer Pferde hat sich, verglichen mit der Zeit vor 100 Jahren, doch deutlich verändert. Schwere Arbeit über Stunden, fehlender Koppelgang und Ständerhaltung hatten eine energiereiche Fütterung auf der Basis von Hafer, Heu und Stroh zur Folge.
Das Hauptaugenmerk richtete sich auf energieliefernde Nährstoffe (Fasern, Stärke, Eiweiß, Fett), um den Energiebedarf für die Arbeitsleistung des Pferdes zu erhalten. Die „Fünfer Regel“, also fünf Kilo Heu, fünf Kilo Hafer und fünf Kilo Stroh war lange ein Richtwert für eine gute Pferdefütterung.
Heute ist die Arbeit eines Sportpferdes durch eine tägliche kurze, aber sehr intensive Nutzung gekennzeichnet. Die Haferfütterung wurde zugunsten von Gerste und Mais zurückgedrängt. Die neueste Entwicklung zeigt nun eine vermehrte Raufuttergabe sowie eine stärkere Ölfütterung zur Reduzierung von Stärkeanflutungen. Es wird Mineralfutter gefüttert.
Der Trend in der Pferdehaltung geht dahin, dem Pferd nur wenig Arbeitsleistung abzuverlangen. Damit sinkt der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen (Makronährstoffe wie Rohfaser, Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß). Da der Bedarf an nichtenergieliefernden Nährstoffen (Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien, bioaktive Substanzen) an die Trockensubstanzaufnahme gebunden ist und die in Relation mit der Leistung sinkt, ergibt sich ein im Verhältnis zum geringeren Energiebedarf relativ hoher Bedarf an Mineralstoffe, Spurenelementen und Vitaminen, der mit Weidehaltung oder gewöhnlicher Heu/Haferfütterung bei weitem nicht gedeckt werden kann.
Es ist einfacher, ein großrahmiges in Arbeit stehendes Leistungspferd zu füttern als ein leichtfuttriges Pony, dem keine Leistung abverlangt wird. Leider wird bei der Fütterung oft übersehen, dass ein rund gefüttertes Pferd nicht unbedingt ein gut gefüttertes Pferd ist. Der große Unterschied, den man in der Fütterung beachten sollte, ist:
Der Nährstoffbedarf darf nicht mit dem Energiebedarf gleichgesetzt werden, sondern es sollte grundsätzlich unterschieden werden zwischen dem Bedarf an energieliefernden Nährstoffen (Makronährstoffen) und den nicht-energieliefernden Nährstoffen (Mikronährstoffen).
Erhöhte Bedarfssituationen
Wann wird mehr Energie benötigt?
Der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen, vor allem an Kohlenhydraten, Fett oder Eiweiß steigt im Allgemeinen durch vermehrte Arbeitsleistung oder Kälte. Der Bedarf an nichtenergieliefernden Nährstoffen steigt gebunden an die Trockensubstanzaufnahme moderat mit.
Wann werden mehr nichtenergieliefernde Nährstoffe benötigt?
Es gibt Situationen, in denen der Bedarf an nicht-energieliefernden Nährstoffen ganz erheblich steigen kann, wie beispielsweise in Stress-Situationen: bekannt ist der Anstieg des Bedarfs an Magnesium, einzelnen Spurenelementen und Vitaminen. Stress beim Pferd wird erzeugt durch Transporte, Stallwechsel, beim Einreiten und in der Ausbildung, durch Turniereinsätze und Unzulänglichkeiten reiterlich nicht ausreichend geschulter Pferdebesitzer und Reiter. Oft wird auch der Faktor Stress bei robust gehaltenen Pferde in zu großen Herdenverbänden auf engem Raum ohne hinreichende Rückzugsmöglichkeit unterschätzt.
Wann werden sowohl mehr Energie als auch mehr Mikronährstoffe benötigt?
Situationen, in denen der Nährstoffbedarf für energieliefernde und nicht-energieliefernde Nährstoffe gleichzeitig sehr stark ansteigt, sind Trächtigkeit, Laktation und Wachstum.
Veränderte Verhältnisse
Bodenverhältnisse und Pflanzen
Man spricht heute gerne von ausgelaugten Böden. Tatsächlich sind die Böden oft verdichtet und die Mikroflora des Bodens beeinträchtigt. Eine hohe Düngung kann bei Pflanzen zu einer weniger ausgeprägten Wurzelbildung führen. Eine gesunde Pflanzenentwicklung mit entsprechender Nährstoffaufnahme in Symbiose mit den in der Erde lebenden Organismen ist aber nur einer gesunden und tiefen Wurzel zu verdanken.
„Kalkung macht reiche Bauern und arme Söhne“
Je niedriger der pH-Wert ist, umso höher ist der Gehalt an organischem Phosphor infolge einer gehemmte mikrobiellen Tätigkeit im Boden. Durch die Kalkung (pH-Erhöhung) werden organische Phosphor-Verbindungen mineralisiert und damit pflanzenverfügbar.
Leider führen die großzügigen Kalkungen nicht nur zu einer Ertragserhöhung, sondern auch zu einer Festlegung von Spurenelement-Ionen wie Eisen, Mangan oder Zink, die damit für die Pflanze und damit für das Tier nicht mehr verfügbar sind.
Pflanzen mit einem Mangel an Spurenelementen haben ein schwaches Immunsystem, so kann geschnittenes Gras zur Heugewinnung anfälliger für Schimmelpilzbefall und Verderb sein.
Futterberechnung
Die Ermittlung des Futterbedarfs ist ein schwieriges Thema, zumal der genaue individuelle Bedarf eines Pferdes nicht berechenbar, sondern nur schätzbar ist. Die Bedarfswerte für Energie, Eiweiß und Fasern, sowie für die Mengenelemente wie Calcium, Phosphor oder Magnesium sind relativ gut fassbar. Im Bereich der Spurenelemente und Vitamine sieht es wesentlich schwieriger aus. Hier sind die Bedarfsschätzungen unterschiedlich und können schwanken.
Zwar existieren Schätzwerte für den Spurenelementbedarf, für die Ultraspurenelemente und die Sekundären Pflanzenstoffe gibt es allerdings bisher keine, obschon ein Bedarf (z.B. auch an Arsen, Gold, etc.) besteht.
Zur Ermittlung der Nährstoffgehalte in den Futtermitteln können Daten herangezogen werden, die aber oft veraltet sind. Die letzten Jahre industrieller Landwirtschaft haben andere Ergebnisse hinterlassen als Untersuchungen in den 70iger Jahren zeigten, aus denen die meisten Analysenergebnisse vorliegen. So wundert es nicht, dass die Spurenelementgehalte im Heu teilweise und ortsabhängig um die Hälfte gesunken sind.
Bei der Futterberechung stehen Mindestbedarfswerte veralteten überschätzten Werten gegenüber. Wer wirklich vernünftig die Fütterung rechnerisch überschlagen möchte, muss großzügig denken und Zulagen einkalkulieren.
Gute Fütterung von Anfang an
Eine bedarfsgerechte Fütterung kann jedoch als die einzige Möglichkeit betrachtet werden, langfristig Mangelerscheinungen und damit Gesundheitsstörungen, egal welcher Art vorzubeugen. Die Leistungsfähigkeit eines Pferdes wird bereits im Mutterleib bestimmt. Dabei sollte die Mutterstute bereits nährstoffbilanziert gefüttert sein, das bedeutet, dass genug Mineralstoff- und Spurenelementreserven vorhanden sein müssen. Das ist leider heutzutage nicht grundlegend der Fall. Viel zu häufig sind bereits die Urgroßmutter, die Großmutter und die Mutter nicht bedarfsgerecht ernährt worden. Einfachste Berechnungen zeigen, dass alleine der Kupferbedarf der trächtigen Stute nicht mit Weide, Heu, Stroh, Hafer gedeckt werden kann und die Anfälligkeit der Fohlen gegenüber der Osteochondrose und anderer degenerativen Gelenkserkrankungen dadurch deutlich erhöht sind. Dazu kommen erhöhte Nährstoffbedarfssituationen durch frappierende Veränderungen in der Zucht. Der Anspruch an die Beweglichkeit heutiger Sportpferde und die damit veränderte Biomechanik erfordert eine andere Gewichtung an bindegewebesspezifischen Nährstoffen.
Solch ein Anspruch an das Pferd ist für die Fütterung eine große Herausforderung. Die herkömmliche Heu-Haferfütterung muss ergänzt und teilweise ersetzt werden. Dies betrifft insbesondere muskel-, bindegewebs- und nervenrelevanten Nährstoffe. Ein erhöhter Bedarf an stoffwechselaktivierenden und antioxidativen Nährstoffen muss in der Futterration berücksichtigt werden.
Fütterung im Alter
Pferde, die eine hochwertige Fütterung erst im höheren Alter erfahren sind im Allgemeinen schwerer aufzufüttern, als jüngere. Die Ergänzung mit notwendigen Nährstoffen muss langsam und nachhaltig erfolgen, auch wenn es oft nicht mehr möglich, einen optimalen Zustand wiederherzustellen. Allerdings sind Veränderungen der Leistungsfähigkeit, des Allgemeinzustandes und zumindest Verbesserungen von Mangelzuständen zu erwarten. Einfacher und rascher dagegen ist die Nährstoffversorgung mangelernährter Jungtiere.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011 überarbeitet 2016©
Foto: Braunes Pferd: ©Viktoria Gundermann