Schwefel - ein zweischneidiges Schwert
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Schwefel - lebensnotwendig und giftig

Mit Schwefel verbinden wir oft das Wort giftig und schädlich, da wir ihn mit Schwefelemissionen und sauren Böden assoziieren. Tatsächlich gelangten vor allem in den 70iger Jahren durch dass Verbrennen von Kohle und Erdöl große Mengen Schwefeldioxid in die Atmosphäre und schädigten als sogenannter „saure Regen“ unsere Wälder.

Mittlerweile allerdings sind die Schwefelemissionen deutlich zurückgegangen und mancher Boden würde mittlerweile wieder mehr Schwefelzufuhr vertragen. Schwefel verbessert durch die pH-Absenkung die Verfügbarkeit der übrigen Spurenelemente für die Pflanzen.

In der Tierernährung allerdings kann ein Überschuss an Schwefel die Selen- und Kupferaufnahme einbremsen und die Mechanismen, die zu einer Entsäuerung des Körpers führen überlasten.

Schwefel ist ein sogenannter Säurebildner, das heißt ein Teil geht immer in Schwefel- oder schwefelige Säure über. Diese Säuren zählen zu den sogenannten fixen Säuren, die enormen Schaden im Körper anrichten, wenn sie nicht umgehend neutralisiert werden.

Die Neutralisation erfordert entsprechende Mengen an Mineralien (Calcium, Magnesium, Zink oder Kupfer etc.), was den Schwefel so auch zum Mineralstoffräuber machen kann.  Bindet der Schwefel jedoch Blei oder Cadmium wäre das zwar wünschenswert und man könnte ihn als "Entgifter" deklarieren, aber kein Organismus kann den Schwefel zu zwingen, sich genau diese zweiwertigen Ionen herauszupicken und nicht gerade lebenswichtiges Mangan oder Eisen).

Im Organismus finden wir den Schwefel gefahrlos in ganz großen Molekülen eingebaut, dazu zählen die Aminosäuren Cystin und Methionin, das Vitamin Biotin oder die Glucosaminoglukane (mit Hilfe von Chondroitinsulfat) zur Erhaltung der Pufferfunktion der Knorpel. Je kleiner ein organisches Schwefelmolekül ist, desto eher avanciert es zum Problem.

Schwefel ist essentiell

Schwefel wird vom Pferd im Wesentlichen durch die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein aufgenommen. Reichlich enthalten sind diese essentiellen Aminosäuren in Leinsamen, Bierhefe, Rapskuchen und Soja. Algen und Muscheln sind in der Lage, anorganische Schwefelverbindungen aus dem Meerwasser aufnehmen und in die organische Bindungsform umzuwandeln. Weitere Schwefelquellen für das Pferd sind bestimmte Kräuter wie Brennessel, Schachtelhalm und Knoblauch. Das im Knoblauch enthaltene Alliin wird bei Verletzung in das antibakteriell und antimykotisch wirkende schwefelhaltige Allicin umgewandelt. Bei den Vitaminen sind Biotin und Vitamin B1 schwefelhaltig.

In einer weiteren Form finden wir Schwefel als Bestandteil bestimmter Sekundärer Pflanzenstoffen in Kräutern und Gewürzen. Die Glucosinolate beispielsweise in Senf und Raps unterstützen das Immunsystem. Der Bedarf an Schwefel beträgt 1 bis 2 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanzaufnahme.

 

Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren (aus: Tierernährung, Kirchgessner,M. 1997)
1 Kilogramm Futtermittel Methionin in g Cystein in g
Bierhefe 6,7 5,0
Erdnußextraktionsschrot 4,6 6,9
Hafer 1,8 2,3
Luzerne 3,2 1,4
Mais 1,8 1,9
Sojaextraktionsschrot 6,6 6,9
Weizenfuttermehl 2,4 2,9
Weizenkleie 2,2 2,8

Schwefel verantwortlich für Lockenbildung

Eine wichtige Funktion des Schwefels im Körper ist die Bildung sogenannter Schwefelbrücken, die die Proteine in ihrer funktionsfähigen Form halten. Die Formgebung der Haare - ob glatt oder lockig - und die Festigkeit der Hufe ist darauf zurück zu führen. Tatsächlich enthalten Haare und Hufhorn überdurchschnittlich viel Schwefel. So können bröckelige Hufe, unelastische Haut oder mattes Fell die Folge einer unzureichenden Schwefelzufuhr oder einer gestörten Schwefelverarbeitung sein.

Schwefel wichtig für gesunde Gelenke

Griechische und römische Ärzte der Antike nutzten Schwefel bereits zur Behandlung von Rheuma-Erkrankungen durch das Baden in natürlichen Schwefelquellen. Schwefel ist am Aufbau von Kollagen beteiligt und damit wesentlich für die Festigkeit und Struktur des Bindegewebes, der Sehnen, Knorpel und Knochen. Der Knorpel besteht zu 40 Prozent aus Chondroitinsulfat, einem Mucopolysaccharid, das Schwefel enthält. Schwefel ist Bestandteil von Vitamin B1 und Biotin, die bekanntlich vom Pferd selbst gebildet werden. Auch das Hormon Insulin und das für den Energiestoffwechsel so wichtige Coenzym A enthalten Schwefel.

Schwefel protegiert das Immunsystem

Schwefel kann in Ausnahmesituationen zum Statthalter für Selen werden. Die schwefelhaltige Aminosäure Cystein ist ein Baustein des Glutathions, das als Antioxidant in der Lage ist, oxidiertes Vitamin C und E zu regenerieren.

Ein zu geringer Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin in der Ration erschwert die Entgiftungsfunktion der Leber über Cholin und kann zu Schäden führen. Eine ausreichende Schwefelzufuhr führt zur einer besseren Abwehr des Körpers gehen Parasiten wie Milben, Haarlinge oder Läuse.

Überdosierung und Nachteile von Schwefelgaben

Eine zu hohe Zufuhr von Schwefel kann zu Abbauprodukten im Körper führen, die durchaus eine ausreichend toxische Wirkung haben können wie der übel riechendem Schwefelwasserstoff oder Schwefelsäuren. Sulfidverbindungen gehen mit Spurenelementen schwer resorbierbare Komplexe sein, was beim Einsatz von Schwefelverbindungen berücksichtigt werden muss.

Durch hohe Schwefeldioxid-Emissionen in Industriegebieten kann es zu Schwefel-Intoxikationen kommen. Bei dort wachsenden Pflanzen kann es zu einer Blockierung der Kupfer- und Selenaufnahme kommen und damit zu einem Sekundären Kupfer bzw. Selenmangel.

Schwefel wird gerne zur körperlichen Entgiftung eingesetzt, da Schwefel in der Lage ist, Schwermetalle zu binden.  An dieser Stelle sei bemerkt, dass Zink, Kupfer, Mangan, Selen und Cobalt zu den essentiellen Schwermetallen zählen und eine Bindung an Schwefel und Ausleitung unerwünscht ist.

Die Ausscheidung von Schwefel erfolgt über die Niere und ausschließlich in anorganischer Form.

Zum Einsatz von MSM in der Pferdefütterung

Surft man nach kritischen Stimmen zu MSM, wird man vergeblich suchen. Nicht immer ganz schlüssige Studien "untermauern" die Wirkung von organischem Schwefel. Wissenschaflich fundierte Erkenntnisse liegen nicht vor.

Fraglich ist, ob nicht eine massive Fütterung mit Dimethylsulfon (der einfachsten organischen Schwefelverbindung) langfristig Schäden hervorrufen kann. Schwefel gehört wie auch Phosphor, Chlor und Jod zu den Säurebildnern.

Hohe Schwefelmengen in Verbindung mit Fehlgährungen (auch durch Vorhandensein von Mikroorganismen im Magen) können zur Bildung von Schwefeliger oder Schwefelsäure führen und Magen und Darm reizen. Vom Menschen weiß man, dass sensible Personen auf Schwefel mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl oder Durchfall reagieren. Ob das beim Pferd auch so ist müsste vor einem unkritischen Einsatz erstmal untersucht werden. In jedem Fall sollten Pferde mit sensiblem Verdauungstrakt nicht langfristig MSM als Fütterungszusatz bekommen. Ebenso ist bei magensensiblen Pferden von dieser Schwefelquelle abzuraten.

 

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011 überarbeitet 2020©

 

 

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