Immunsystem stabilisieren
Herpes, Allergien, Ekzem, Bronchitis und Co.
Ganz egal, ob wir von Herpesgefahr, Allergien oder von schlecht heilenden, infizierten Wunden sprechen: das Immunsystem ist immer daran beteiligt. Die Bedeutung des Immunsystems für die Selbstheilung bei Infekten oder Allergien ist unumstritten.
Ständig, fast ununterbrochen starten Viren, Bakterien und Pilze Angriffe auf den Körper. Auch einzellige Lebewesen, sogenannte Protozoen wie Leishmanien, Babesidien oder Plasmodien attackieren den Organismus wie in einer Science Fiction. Parasiten, darunter Würmer, versuchen massiv in das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes einzugreifen, wenn ihnen die Chance hierzu geboten wird.
Ist das Immunsystem intakt und es herrscht ein friedliches Miteinander zwischen den diversen Spezies und dem Körper, ist die Welt in Ordnung.
Gerät jedoch diese sensible Gleichgewicht aus der Bahn, werden Freunde zu Feinden und greifen als Krankheitserreger den Körper an. Jetzt muss das Immunsystem aktiv werden. Es nimmt seine vordringlichste Aufgabe, Zellen zu schützen, wahr. Das Immunsystem ist keine abstrakte Angelegenheit, sondern besteht aus verschiedenen, durchaus konkreten und hochindividuellen Systemen.
Schranken für Krankheitserreger
Einen wichtigen Schutzmechanismen stellen die körperlichen Schutzwälle dar. Dazu gehört zum Beispiel die Haut und das Fell, die unerwünschte Lebenformen davon abhalten sollen, einzudringen.
Schweiß und Talg unterstützen die Abwehr, denn sie gelten als Wachstumsbremsen für körperfremde Mikroorganismen. Der Weg ins Körperinnere soll den Eindringlingen durch die Schleimhäute, die in die Körperöffnungen münden, verwehrt werden.
Schleim wird ständig produziert, der Krankheitserreger bekämpft und heraustransportiert. So werden auch Lunge und der Harntrakt geschützt. Tränen halten Eindringlinge von den Augen ab, der Speichel schützt die Mundhöhle und die aggressive Magensäure den Verdauungstrakt vor Angreifern.
Der Darm als Sitz der Gesundheit
Die Darmflora (Besiedelung des Darms mit Mikroorganismen) besteht aus unzähligen, verschiedenen, darunter sehr spezifischen Bakterien, Hefen und Pilzen, untern denen sich auch immer wieder krankheitserregende Keime befinden können. Aufgrund der großen Oberfläche hat die Darmschleimhaut eine besondere Bedeutung für das Immunsystem. In Anbetracht des Gebräus aus Dung, Schleim und fermentierenden Darmkeimen, die den körperwarmen Darm durchziehen wird klar, warum der Darm das größte Immunorgan im Körper darstellt.
Der Darm beinhaltet 70-80% aller Zellen, die Antikörper produzieren. Somit besitzt er neben seinen Funktionen als Resorptions- und Ausscheidungsorgan auch die Aufgabe des direkten Kontaktes mit Schadstoffen. Im Bereich des Darmes befinden sich 80 Prozent aller Lymphknoten. Eine große Zahl von Abwehrzellen ist an der Darmwand lokalisiert. Dort wird zwischen Gut und Böse unterschieden.
Kinderstube der weißen Blutkörperchen
Der Darm, besser das „darm-assoziierte lymphatisches Gewebe“ zählt wie Knochenmark, Thymusdrüse, Milz und Lymphknoten zum sogenannten lymphatischen System. Hier reifen die Lymphozyten, die kleinsten weißen Blutkörperchen heran oder sind dort besonders zahlreich vertreten.
Die Lymphozyten haben die zentrale Aufgabe, ganz gezielt Krankheitserreger zu erkennen und zu beseitigen. Sie durchwandern den ganzen Körper durch das Blut und die Lymphbahnen und tauschen untereinander und mit anderen Zellen Informationen aus. Ist die Gesamtanzahl an weißen Blutkörperchen inklusive der Lymphozyten erhöht, liegt eine Infektion vor. Sind im Blutbild die Lymphozyten im Vergleich zu den anderen weißen Blutkörperchen erhöht, dann ist eine Infektion wieder am Abklingen. Zu wenige Lymphozyten können auf das Cushing Syndrom oder eine Kortisonbehandlung hinweisen.
Während die B-Lymphozyten bereits im Knochenmark zu funktionstüchtigen Abwehrzellen heranreifen und erst danach ins Blut und in die lymphatischen Gewebe auswandern, erfolgt die Reifung der sogenannten T-Lymphozyten in der Thymusdrüse.
Erkennen und Fressen
Die B-Lymphozyten produzieren Antikörper, kleine Eiweißmoleküle, die sich an Krankheitserreger anhängen und diese als Futter für Makrophagen (Monozyten), so genannte Fresszellen, oder bestimmte T-Lymphozyten (Killerzellen) erkennbar machen.
Die Killerzellen unter den T-Lymphozyten erkennen und vernichten von Viren befallene Körperzellen und auch Krebszellen. Andere Gruppen von T-Lymphozyten organisieren den Einsatz der Abwehrzellen und aktivieren oder hemmen auf diese Weise das Immunsystem.
Zu den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten gehören auch die Neutrophilen, die Granulozyten und Monozyten, die Krankheitserreger einfach fressen und verdauen. Sie zirkulieren im Blut und in der Lymphe und gelangen schnell in das betroffene Gewebe.
Allergie – ein Kampf gegen Windmühlen
Beim allergischen Geschehen entgleist das Immunsystem. Die von den B-Lymphozyten produzierten Antikörper vermitteln nicht nur schützende Immunantworten, sondern lösen auch Überempfindlichkeitsreaktionen aus. Das Immunsystem kämpft gegen eingebildete Feinde. Da man bisher keine wirklich eindeutigen Erklärungen für das steigende Auftreten von Allergien hat, hilft nur die Stärkung des Immunsystems im harmonisierenden Sinne.
Weniger Stress und gesunde Lebensweise
Die Trennung von Artgenossen, dominante Herdenmitglieder in der Robusthaltung oder labile, unvernünftige Reiter können die Psyche des Pferdes sehr belasten. Da Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem und Botenstoffe des Immunsystems auf das Nervensystem wirken, schwächen Stress und Unausgeglichenheit, Sorgen oder Schmerz das Immunsystem oder lassen es sogar entgleisen.
Eine artgerechte Haltung mit Bewegung und frischer Luft gilt daher als immunstimulierend.
Während sportliche Betätigung das Immunsystem fördert, kann körperliche Überlastung ohne genügende Ruhepausen das Gegenteil bewirken.
Starker körperlicher Einsatz unter Wettkampfbedingungen, Transporte und Stallwechsel machen dem Immunsystem nachweislich zu schaffen. Fettsucht, Stoffwechselstörungen wie das Metabolische Syndrom, Cushing oder Ekzem erschweren die Arbeit des Immunsystems.
Das Immunsystem ernähren
Eine bedarfsgerechte Ernährung und ein ausgeglichener Energiehaushalt sind die Basis für ein starkes Immunsystem. Dazu gehört ein ausgewogenes Verhältnis von Rau- zu Kraftfutter zur Stabilisierung der Dickdarmflora. Ernährungsdefizite sollten umgehend ausgeglichen werden, da sie der Bildung von Immunzellen, der Reparatur von Schleimhautbarrieren oder der Sekretbildung entgegenstehen.
Infektionen und Allergien können einen zeitweilig erhöhten Nährstoffbedarf erfordern. In der orthomolekularen Medizin geht man davon aus, dass man mit einer Art Stoßtherapie Nährstoffe zuführen kann, um dem Körper in Krisenzeiten zu helfen.
Dies trifft ganz besonders auf das Spurenelement Zink zu. Nur eine ausreichende Zinkversorgung kann die Bildung von weißen Blutkörperchen gewährleisten. Ein Mangel an Zink bremst die Bildung von T-Lymphozyten.
Zahlreiche Studien haben bereits hinreichend belegt, dass virale Erkrankungen wie Erkältungen oder Herpes unter ordentlichen Zinkgaben nahezu in der Hälfte der Zeit abheilen können. Die Bildung von Haut und Schleimhaut und damit die Bildung mechanischer Barrieren ist von einem gesunden Zinkversorgung abhängig.
Der Aufbau der Darmflora und der Darmschleimhaut benötigt große Mengen an Zink, aber auch Mangan, das über die Bildung von Mucopolysacchariden und Schleimstoffen am Aufbau der Schleimhäute beteiligt ist.
Immunlabile Pferde profitieren erfahrungsgemäß bei chronisch obstruktiver Bronchitis von der zusätzlichen Gabe von Mangan. Selen hat über seine Funktion als Coenzym einen indirekten Einfluss auf das Immunsystem. Ebenso kann ein Kupfermangel eine Immunsupression auslösen.
Hochqualitatives Grundfutter
Verschimmeltes oder mit Bakterien verseuchtes Grundfutter schwächt auf Dauer das Immunsystem sehr stark. Die Folgen einer derartigen Fütterung treten meist erst im folgenden Jahr auf. Das erschwert die Feststellung eines Zusammenhangs. Der Schaden, der der Lunge oder den Entgiftungsorganen Leber, Niere und Darm entsteht, ist oft höher, als man sich vorstellen kann. Daher ist die Unterstützung der inneren Organe durch hochwertige Grundfutterqualitäten einer der wichtigsten Ansätze bei der Stärkung des Immunsystems.
Die Funktion der Leber für das Immunsystem
Täglich werden über sechs Liter Gallenflüssigkeit von der Leber in den Darm entlassen. Die basische Flüssigkeit hilft nicht nur bei der Fettverdauung sondern reinigt und pflegt auch den Darm. Aus diesem Grunde kann man das Immunsystem des Pferdes vorrangig durch die Fütterung von galleflussfördernden und leberunterstützenden Kräutern stärken.
Die sanfte Kräuterheilkunde
In der Naturheilkunde gilt ein entsäuerter Körper als ein gesunder Körper. Aber nicht nur an dieser Stelle setzt die hervorragende immunmodulierende Wirkung der Kräuter an. Die meist zuverlässig basenbildenden Kräuter haben antivirale, antibakterielle und antimykotische Eigenschaften. Ob als Tee zubereitet oder einfach ins Futter untergemischt können Kräuter langfristig großartige Effekte auf die Entgiftung und die Kräftigung des Immunsystems haben.
Neben gallefördernden und leberentgiftenden Kräuter wie Enzianwurzel, Artischocke und Mariendistel wirken auch schleimhautpflegende Kräuter wie Anis, Fenchel, Koriander oder Süßholz gut bei bronchialen Infekten und unterstützen gleichzeitig die Verdauung. Das ist wichtig, um den Darm als Sitz des Immunsystems zu pflegen und zu harmonisieren.
Brennnessel, Hagebutte oder Eisenkraut haben beispielsweise eine entgiftende Wirkung auf das Gelenksystem, das nicht selten Opfer von Infektionen wird und dann oft die Ursache für die Entstehung von Arthritis und später Arthrose ist.
Viele andere Kräuter unterstützen so direkt oder indirekt das Immunsystem über ihren Gehalt an Sekundären Pflanzenstoffen. So wirken saponinhaltige Kräuter wie Goldrute oder Taigawurzel nicht nur harntreibend sondern auch antiviral, das heißt sie haben einen hemmenden Einfluss auf die Entwicklung von Viren.
Algen für das Immunsystem
Auch Algen, so wurde dies an zwei deutschen Universitäten am Beispiel der burmesischen Spirulinaalge nachgewiesen, verfügen – hier über das Polysaccharid Spirulan - über positive Effekte auf das Immunsystem und wirken entzündungswidrig. Darüber hinaus enthalten sie reichlich Spurenelemente und hochwertige Aminosäuren.
Das Immunsystem stärken
Neben den Haltungsbedingungen spielt eine wirklich bedarfsgerechte und nährstoffbilanzierte Fütterung unter Berücksichtigung einer optimalen Spurenelementversorgung eine große Rolle bei der Stärkung des Immunsystems. Eine zusätzliche Versorgung mit hochwertigen Kräuterzubereitungen ist nicht nur natürlich sondern entspricht dem Wesen Pferd, das Kräuter in der Fütterung nicht nur mit Freude frisst, sondern in Hinblick auf die Gesundheit auch dankbar annimmt.
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Kritische Auseinandersetzung mit der Herpes-Pflicht-Impfung
Prof. König zählte zu den Entdeckern der verschiedenen Formen der Equinen Herpesviren (EHP) und war aufgrund der vielen veschiedenen Stämmen auch bekennender Impfgegner.
Professor Dr. Dr. Peter Thein erforschte ebenso seit den 70iger Jahren EHV, entwickelte sogar entsprechende Impfstoffe und war ein Impfbefürworter. Beide Herren widmeten Ihr Leben den Herpesviren, jeder auf seine Art.
Prof. Thein wechselte vom Saulus zum Paulus und publizierte jetzt die Gründe, warum er eine Pflichtimpfung strickt ablegt ("Mein altes Pferd" von Sabine Heüvbeldop, 2022). Unter anderem erklärt er in einer 10 Punkte umfassenden Erklärung, dass bereits bei fast jedem Pferd bereits eine Inhalationsinfektion durch die Erreger EHV-1 und EHV-4 besteht, die jederzeit aktiviert werden kann und damit jedes Pferd zu jedem Zeitpunkt Ausscheider werden kann. Ebenso könne eine Impfung den Ausbruch nicht verhindern. Der Immunschutz sei zellassoziiert und ein Nachweis einer EHV-Immunität nicht möglich. Zudem könnten wiederholte Impfungen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten der Equinen Herpes Myelopathie (EHM) haben. Der internationale Wissensstand sei, dass gegen EHM weder geimpft werden könne noch dürfe. Prof. Thein sieht daher die Tierärzteschaft in der Pflicht, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand 2011 überarbeitet 2023©