Hochbetagt und welterfahren - Senioren richtig füttern

Ältere Pferde sind interessante Freizeitpartner. Ihre Lebenserfahrung hat sie klug gemacht. Sie wissen, was der Reiter erwartet. Zuverlässig und lektionstreu übernehmen sie die Verantwortung auch für manchen Reitanfänger. Wortloses Verstehen in kritischen Situationen macht die Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd entspannt und sicher.

Was ist alt?

Wenn ein Pferd 12 oder 14 Jahren alt wird, merkt der aufmerksame Pferdebesitzer, dass sein Pferd nicht mehr das Jüngste ist. Die ersten alters-, bzw. nutzungsbedingten Zipperlein treten auf, spezielle chronische Prozesse entwickeln sich. Auch wenn der Anteil der über 30jährigen Pferde dank vor allem guter Raufutteralternativen steigt, kann man ein Pferd als alt bezeichnen, wenn es 20 Jahre alt ist. Der Prozess des Älterwerdens zeigt sich individuell bei jedem Pferd anders. Dabei spielt die vorangegangene Fütterung, der sportliche Einsatz und die allgemeine körperliche Gesundheit eine große Rolle.

Durch Fütterungsfehler kann man schneller altern

Überlastungen, verschleppte Infektionen, eine nicht bedarfsgerechte Fütterung aber auch die maßloseÜberfütterung zeigen sich im Alter in Form chronischer Erkrankungen. Spat, Arthrose, Bronchitis, Verdauungsprobleme oder Altersekzem schleichen sich ein und beeinträchtigen das Wohlbefinden des Pferdes.

 Äußerliche Zeichen des Älterwerdens

Auch äußerlich wandelt sich das alte Pferd. Es ändern sich Farbe und Struktur des Fells. Der Fellwechsel beginnt früher und endet später. Das Deckhaar wird deutlich länger und verliert an Dichte. Erste graue Haare zeigen sich im Gesicht. Bei vielen Pferden wird das Haar lockiger. Der Bewegungsablauf wird stumpfer und oft sind die ersten Schritte aus dem Stall klamm. Die Zeit, in der sich das Pferd warm- bzw. einläuft, wird immer länger. Die Muskulatur baut ab und magere Pferde werden noch schwerfuttriger. Es zeigen sich die Rippenbögen und die Rückenwirbel sind nicht mehr von Muskeln eingebettet.

Die gute Nachricht

Der Begriff „Anti-Aging-Strategie“ klingt irgendwie abgedroschen,  Fakt ist jedoch, dass man die Zeichen des Älterwerdens auch bei bereits schon wirklich in die Jahre gekommenen Pferden überraschenderweise abmildern bzw. zu einem gewissen Teil rückgängig machen kann. Das heißt: die Zeichen der Zeit können durch eine entsprechende Ernährung nicht nur hinausgezögert sondern teilweise wieder beseitigt werden. Dazu ist zunächst eine wirklich bedarfsgerechte Ernährung notwendig, die zusätzlich die durch die Jahre entstandenen Mängel mit bestimmten Nährstoffen großzügig ausgleicht.

Dem Alter angepasste Fütterung

Zudem ändern sich mit dem Alter die Nährstoffbedürfnisse des Pferdes. Wie beim Menschen wird der Energiebedarf geringer, da der Grundumsatz sinkt. Es steigt jedoch der Bedarf an qualitativ hochwertigen Vitalstoffen, wie essentiellen Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und bioaktiven Substanzen für die Regeneration. Bei den Mengenelementen ist besonders auf die Deckung des Bedarfs an Magnesium zu achten. Magnesium ist gerade beim alten Pferd wichtig für die Intaktheit der Herzfunktion. In Verbindung mit Vitamin E und Kräutern wie Weißdorn, Ginseng oder Melisse sowie biologisch aktiven Nährstoffen aus Traubenkernen und Grünteeextrakt können angelaufene Beine und Wetterfühligkeit und die damit verbundene Gefahr von Koliken vermieden werden.

Aktiv durch Spurenelemente und Kräuter

Der Bedarf an Spurenelementen, insbesondere an Zink, Kupfer, Selen, Mangan und Kobalt steigt. Wird der Bedarf nicht gedeckt, kommt es zu schlechterem Hufwachstum, Fellproblemen, Störungen im Fellwechsel, Juckreiz, Ekzembildung, Infektanfälligkeit, aber auch Abmagerung und Appetitlosigkeit. Kräutergaben wirken gerade bei in die Jahre gekommenen Pferden besonders positiv aus. Die enthaltenen Sekundären Pflanzenstoffe helfen bei der Entgiftung und Entschlackung, unterstützen die Verdauung und verbessern Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Raufutterersatz

Zahnprobleme erkennt man durch langsames Fressen oder die sogenannte „Röllchenbildung“ beim Heufressen. Zahnprobleme galten früher als der absolut begrenzende Faktor für das Überleben älterer Pferde. Da Pferde auf die Aufnahme von Heu im Winter angewiesen sind, konnten oft viele Pferde das Gnadenbrot nicht lange genießen. Wer sein Heu nicht mehr fressen konnte war zum Verhungern verurteilt. Heutzutage beugt man Zahnproblemen durch regelmäßige Tierarztkontrollen vor. Hat das Pferd bereits wichtige Zähne verloren und ist nicht mehr in der Lage, Heu in seiner natürlichen Struktur zu fressen bedeutet das heute gottlob kein Todesurteil mehr. Heute besteht dank einem reichen Angebot an sinnvollen und gesunden  Raufutteralternativen die Möglichkeit, auch dem alten Pferd mit Zahnproblemen den Raufutterbedarf von 1,5 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Lebendgewicht zu decken. Aufgeweichte Heucobs können langfristig als Heuersatz gefüttert werden. Dabei ist bei den Heucobs auf genügend Struktur zu achten.

Verdauung mobilisieren

Da im Alter auftretende Verdauungsstörungen langfristig zu einer verminderten Nährstoffaufnahme führen, ist auf eine geregelte Verdauung besonderer Wert zu legen. Große, schlecht aufgeschlossene Getreidemengen, zu wenig oder qualitativ schlechte Rohfaser und der in den Grundfuttern bestehende Zinkmangel können zu Abmagerung führen. Verdauungsstörungen wie Fehlgärungen kann entgegengewirkt werden, indem ältere Pferde öfter mal Mash (Gemisch aus gekochtem Leinsamen mit Weizenkleie und Salz) gefüttert bekommen. Auch eine Unterstützung der Leber mit entsprechenden Kräutern kann die Verdauung ins Lot bringen.
Mehr Beweglichkeit durch Kräuter

Bewegungsstörungen durch altersgemäße Abnutzung führen oft zur reiterlichen Unbrauchbarkeit des Pferdes. Auch hier können spezielle Ernährungsmaßnahmen fruchten, wie z.B. der Einsatz spezifisch wirkender Kräuter wie Eisenkraut, Hagebutte oder Brennessel in Verbindung mit einer geregelten Spurenelementversorgung, vor allem Mangan.

Ein kleiner Tip

Ein allgemeinem Vitalitätsverlust sowie altersbedingtem Muskelabbau kann mit der Verfütterung von eigentlich für Hochleistungspferde entwickelten Futtermitteln entgegengewirkt werden. Eine ausgeklügelte Ernährung kann dem Senioren noch lange gesund und bei gutem Wohlbefinden erhalten. Dass sich der Senior an manchen Tagen nicht ganz so wohl fühlt, sollte ihm einfach nachgesehen werden.

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand

 
Meine Empfehlung für die Fütterung des älteren Pferdes auf der Basis einer guten Heu-Stroh und Hafer-, bzw. auch Müsli- oder Raufutterersatzbasis

Nr. 4 Goldwert zum Ausgleich von Spurenelementmängeln, besonders wenn Haut und Fell betroffen sind. Die Nr. 5 Frühlingserwachen und Nr. 11 Top-Mash sind besonders wichtig, wenn die Verdauung nicht mehr optimal funktioniert. Nr. 7 Jungbrunnen macht seinem Namen alle Ehre. Gerade ältere Pferde profitieren von den klassischen Nährstoffen, die typischerweise bei Herz-Kreislauf-Patienten und wetterfühligen, kolikanfälligen Pferden im Mangel sind. Die Nr. 9 Leben ist Bewegung liefert über die Kräuter Silizium und Schwefel sowie antioxidative Nährstoffe, deren Bedarf bei Gelenksproblemen erhöht ist.

Und ganz ultimativ: Mit Nr. 19 Mordskerl sorgen wir für den zweiten Frühling!

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